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Baumpflege: Abtragen eines Baumes

Das Abtragen von Bäumen ist ein Spezialgebiet der Baumpflege. Diese Technik erfordert viel Erfahrung, umfangreiche Kenntnisse in Bezug auf das Verhalten der Bäume, die Teamarbeit zweier Personen und natürlich die geeignete Ausrüstung. Ein Gespräch mit Laurent Pierron an seinem Einsatzort in Südfrankreich. Der Baumpfleger erklärt uns die Vorgehensweise.

24 Juni 2016

Baumpflege

Wann wird ein Baum abgetragen?

Unter gewissen Umständen ist das Fällen eines Baumes in der Umgebung, in der er sich befindet, nicht möglich. Dies gilt z.B. für Stadtbereiche, wo das Legen eines Baumes mit zu großen Risiken verbunden ist, wie auf diesem Grundstück im Ballungsgebiet von Valence (Drôme, Frankreich). Das Abtragen des Baumes ist in diesem Fall die einzige Lösung. Der Baum wird von oben nach unten in Stücken abgesägt.
 

Vorbereitung des Standorts

Für den Kronenschnitt wie auch für andere Arbeiten im Baum muss zunächst ein Plan zur Risikoprävention erstellt werden: Abwägung des Gesundheitszustandes des Baumes, räumliche Gegebenheiten der Umgebung, Möglichkeiten für den Abtransport der Holzabfälle, Ausrüstung und Zahl der benötigten Baumpfleger sowie die Vorbereitung der Kennzeichnung der Sicherheitsabsperrung.
 

Wahl der geeigneten Wetterlage

Für Arbeiten im Baum sind optimale Wetterbedingungen erforderlich. Der Baum ist ein Lebewesen, das sich bewegt und die Fortbewegung des Kletterers in der Baumkrone ist durch die Bewegungen des Baumes bedingt. Heftiger Wind oder starker Regen können die Durchführung der Arbeiten erschweren. In Frankreich ist das Arbeiten in Bäumen im Falle von Unwetterwarnungen durch die aktuelle Gesetzgebung untersagt. Bei Gewittergefahr beispielsweise wird der Arbeitseinsatz sofort abgebrochen.
 

Die wesentlichen Arbeitsschritte

  • Der Zugang zur Baumkrone erfolgt mit herkömmlichen Mitteln: Werfen des Wurfsacks, Installation des Zugangsseils und Aufstieg.

  • Der Kambiumschoner wird in der Baumkrone installiert. Der Baumkletterer befindet sich an seinem Arbeitsplatz, er richtet das Rückhaltesystem (Seilrollen und Seile) zum Führen und Abbremsen der Stammteile bis zum Boden ein. Während dieser Phase bereitet der unten stehende Kollege die am Boden benötigte Ausrüstung vor: Bremszylinder, Installation der Zug- und Führungsseile und Vorbereitung der Motorsägen.

  • Das Entasten erfolgt von unten nach oben. Nach Installation der Systeme im Baum und am Boden kann mit dem Abtragen begonnen werden. Die unteren Äste werden immer zuerst entfernt und der Baumpfleger steigt nach und nach am Baum empor. Auf diese Weise können alle abgetrennten Äste direkt zum Boden befördert werden, ohne sich ineinander zu verhängen.

  • Der Stamm kann zersägt werden. Wenn der Wipfling und die Äste entfernt wurden, wird der Stamm in Teile zerlegt, deren Größe sich nach dem Durchmesser und dem Gewicht richtet.


     

Sicherheit des Baumpflegers

  • Der Baumpfleger wird mithilfe eines einstellbaren Verbindungsmittels mit Stahlkern an seinem Arbeitsplatz gesichert. Das zum Abtragen von Bäumen konzipierte MICROFLIP-Verbindungsmittel von Petzl besteht aus einem Seil mit Stahlkern. Es erleichtert den Aufstieg und ermöglicht dank eines Prusikknotens den würgenden Einbau, um den Baumpfleger zu schützen, falls der Stamm bersten sollte. Das Bersten des Stammes ist beim Abtragen eines Baumes ein reales Risiko. Für Baumpfleger in Frankreich ist die würgende Anbringung am Stamm seit 2007 Vorschrift.

  • Unterhalb des Verbindungsmittels mit Stahlkern platziert der Baumpfleger einen zweiten Anschlagpunkt, den er mit dem Baumpflegeseil und einem ZIGZAG-Abseilgerät in einem Kambiumschoner einrichtet. Dieses für den Fall, dass das Verbindungsmittel mit Stahlkern von der Motorsäge durchtrennt werden sollte, vorgesehene zweite Sicherungssystem dient ebenfalls für den Abseilvorgang zum Boden.

  • Der Baumpfleger hält das Gleichgewicht, indem er sich mithilfe von Krallen mit den Füßen abstützt. Hinweis: Diese werden ausschließlich beim Abtragen eines Baumes benutzt.


     

Transportieren der Motorsäge

Motorsägen wiegen oftmals mehr als 8 kg. Sie sind ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Einteilung der Körperkraft und es ist bequemer, sie auf den Schultern anstatt am Hüftgurt zu tragen. Die Schulterträger für die SEQUOIA SRT-Gurte verlagern die Last vom Hüftgurt auf die Schultern.
 

Rückhaltung: ein heikler Vorgang

.Das Rückhaltesystem dient dazu, den Fall eines Stammteiles abzubremsen und bis zum Boden zu führen. Das Rückhalteseil wird auf halber Höhe um das Stammstück geschlungen und in eine Seilrolle gelegt, die von einem Anschlagpunkt zur Rückhaltung, am Baumfuß oder an einer Hilfsseilbahn, gehalten wird. Am unteren Teil des Baumes wird ein Bremszylinder installiert, um den Fall des Stammstücks zu verlangsamen. Zur Vorbereitung muss die Anzahl der Seilwicklungen um den Bremszylinder festgelegt werden. Dieser Arbeitsschritt ist besonders kritisch. Um die Zahl der Seilwicklungen entsprechend dem Durchmesser des Stammteils zu bestimmen, ist viel Erfahrung erforderlich. Das Stammstück darf nicht zu Boden stürzen, ohne dass der Kollege am Boden den Fall aufhalten kann. Es darf auch nicht blockiert werden, da dies zu einem Gegengewicht im Baum mit einem Jojo-Effekt des Kletterers führen würde. Beim Abtragen des Stammes durch Rückhaltung muss die Koordination zwischen dem Kollegen am Boden und dem Kletterer so präzise wie möglich sein. Für den Kollegen am Boden, der das Bremssystem steuert, ist es nicht unbedingt einfach, die vom Kletterer befestigten Lasten zu sehen. Es ist also Aufgabe des Kletterers, die richtigen Informationen zu erteilen. Aufgrund des ständigen Lärms der Motorsägen und Häcksler ist das Tragen von Helmen mit integrierten Kommunikations-Headsets zu empfehlen.
 

Literaturnachweis

Mémento de l’arboriste, Copalme : C. Ambiehl, A. Gourmaud, F. Salvatoni, Naturalia Publications.

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