Der viel zitierte Spruch „Errare humanum est“ aus der Antike gilt bis heute. Menschen machen Fehler. Trotz aller Aufklärung, Ermahnungen, Ausbildung usw. geht auch am Arbeitsplatz so manches schief. Ob ein Fehler etwas bewirkt und künftig vermieden wird, hängt maßgeblich davon ab, wie ein Unternehmen mit Fehlern seiner Beschäftigten umgeht.
Unzählige Ratgeber befassen sich mit einer solchen Fehlerkultur und ihrem Einbinden in die Unternehmenskultur oder in Managementsysteme. Doch die Lernfähigkeit einer Organisation im Alltag hängt maßgeblich davon ab, welches betriebliche Klima das Verhalten von Vorgesetzten und Führungskräften gegenüber individuellen Fehlern prägt. Das gilt in besonderer Weise für den Arbeitsschutz.

Beim Thema Arbeitsschutz ist klare Kommunikation essentiell.
Fehler, die man beim Umgang mit Fehlern vermeiden sollte
Ob Missgeschick aus eigener Unachtsamkeit oder einfach nur Pech gehabt, ob Beinaheunfall oder echtes Malheur – die folgenden Reaktionen sind fehl am Platz:
- Ignorieren: Wer wegschaut oder als Vorgesetzter beide Augen zudrückt, sendet ein falsches Signal und untergräbt das Sicherheitsbewusstsein.
- Bagatellisieren: Ein „dumm gelaufen“ ist keine Erklärung. Fehler haben Ursachen. Werden Fehler nicht ernst genommen, bleiben die Hintergründe unerkannt, der Fehler kann sich wiederholen.
- Bloßstellen: Jegliche Form von Spott und Häme sollte tabu sein. Jemanden lächerlich zu machen ist kein Zeichen von Führungsstärke, im Gegenteil.
- Beschuldigen: Wer einen Fehler offen zugibt, sollte dafür Respekt erhalten, statt mit Schuldzuweisungen oder Sanktionen rechnen zu müssen.
- Beschimpfen: Ärger darf man zeigen und deutliche Worte können notwendig sein. Doch emotionale Ausbrüche oder Wutreden lenken vom eigentlichen Problem ab und stehen einer sachlichen Analyse im Wege.
- Ad hominem-Angriff: Eine Debatte sollte auf das Fehlverhalten zielen, nicht auf die Person an sich. Persönliche Angriffe, die nichts mit der Sachlage zu tun haben, sind fehl am Platz.
Gerade in komplexen Arbeitssituationen sollte man sich aus Sicht des Arbeitsschutzes zudem davor hüten, vermeintlich klare Fehler automatisch einer einzelnen Person zuzuschreiben. Denn die eigentlichen Ursachen und Bedingungen für ein Fehlverhalten können ganz woanders liegen, etwa in unklaren Zuständigkeiten, fehlender Schulung, mangelhafter Kommunikation, Zeitdruck usw.

Um unter Umständen fatale Fehler zu vermeiden, sollte bei Schulungen nicht gespart werden.
Häufige Fehler beim Verwenden von PSA gegen Absturz
Petzl-Ausbilder Johannes Babbel hat schon viel gesehen und erlebt. Der gelernte Veranstaltungstechniker und Industriekletterer führt seit drei Jahren Unterweisungen, Ausbildungen und Sachkunde-Schulungen für das Petzl Technical Institute durch. Seiner Erfahrung nach gibt es nicht den einen typischen Fehler beim Verwenden von PSAgA. Stattdessen sieht er mehrere fehleranfällige Schritte und die beginnen bereits lange vor dem Einsatz und sind mit dem Abstieg und Ablegen der Ausrüstung nicht beendet.
Johannes Babbel ordnet die typischen Fehler mit PSAgA drei Phasen zu:
1) Vorbereitung
Schon bei der Anschaffung von PSAgA können sich „Stille-Post“-Effekte zwischen Anwendenden, Einkaufenden und dem Handel fatal auswirken. Denn oft kommt es auf Details an: Halteseil oder Sicherheitsseil, mit oder ohne Bandschlinge? Industriekletternde und andere PSAgA-Anwendende haben unterschiedliche Bedürfnisse! Doch in der Praxis muss jedes Ausrüstungsteil zur konkreten Anwendung vor Ort passen, Kompromisse werden hochriskant.
Ein weiterer großer Fehler schon vorab ist laut Babbel, nicht an die Erste Hilfe zu denken und ohne eine vorausschauende Rettungsplanung aufzubrechen.
2) Anwendung
Beim Einsatz findet der erste Fehler oft schon auf dem Boden statt. Die Ausrüstung wird nicht sorgsam der Person angepasst. Jedes Detail sollte kritisch kontrolliert werden. Ein schief sitzender Gurt z. B. würde zwar im Ernstfall nicht reißen, aber zu schmerzhaften Quetschungen führen. Babbels Rat: Alles sauber einstellen, auch wenn dies Zeit kostet.
Beim Klettern selbst wird seiner Beobachtung nach oft der Fehler gemacht, Sturzweg zu „verschenken“. Werden Anschlagpunkte nicht ausgenutzt, ist der Sturzweg länger als nötig, auch dies kann schmerzhaft werden.
Eine weitere Fehlerquelle ist, die Sicherungsarten Auffangsicherung und rückhaltende Sicherung nicht klar zu unterscheiden. Gerade Rückhaltesysteme kann man falsch benutzen. Werden sie nicht immer wieder auf die Situation angepasst und neu eingestellt, kann dies zu gefährlichen Situationen führen. Ist ein Rückhaltesystem zu lang eingestellt, fehlt die Dämpfung, was die Kräfte auf den Körper lenkt.
3) Nachbereitung
Als Unterlassungsfehler gilt, die jährlichen Prüfpflichten zu versäumen oder bei einem Prüftermin einzelne Komponenten zu vergessen. Petzl bietet für die Verwaltung der PSA-Bestände und Dokumentation der Prüfung die ePPEcentre-App an. Was viele laut Babbel nicht wissen, ist, dass PSAgA neben der Prüfung auch Pflege bedarf. Beim häufigen Benutzen sammeln sich je nach Umgebung Schmutz, Staub, Fette usw. an. Petzl liefert daher zu seinen Produkten stets eine Pflegeempfehlung mit.

Mit der ePPEcentre-App von Petzl lassen sich PSA-Bestände einfach prüfen und verwalten.
Höchste Zuverlässigkeit unter allen Einsatzbedingungen
Unabhängig von Fehlern auf Anwenderseite, dem viel zitierten Faktor Mensch, muss bei PSA gegen Absturz sämtliches Material fehlerfrei sein. Dafür steht das System der Qualitätssicherung bei Petzl.
Von den ersten Planungen über die Fertigung bis zur Endkontrolle gelten höchste Qualitätsmaßstäbe über den gesamten Produktionsprozess. Schon ein Prototyp muss seine Zuverlässigkeit beweisen. Dabei gehen die in den Petzl-eigenen Prüflabors durchgeführten Tests oftmals über die normativen Anforderungen hinaus.
Wiederkehrende Prüfprozesse und regelmäßige Audits stellen sicher, dass alle Abläufe definierte Qualitätsanforderungen erfüllen. Der Anspruch ist, höchste Produktsicherheit für den Endanwender im Sinne einer Null-Fehler-PSA jederzeit zu gewährleisten.

© Fotos: Simon Toplak / Petzl Deutschland