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Neverending miracle - Martina Demmel punktet ihre erste 9a

Was für eine Leistung! Nachdem sie schon in den letzten Monaten einen neuen Schwierigkeitsgrad nach dem anderen förmlich hinaufflog, hat Martina Demmel ihrer Leistung nun ein (vorläufiges) i-Tüpfelchen aufgesetzt: Im spanischen Oliana kletterte die Petzl Athletin mit “Joe-Cita” ihre erste 9a. Damit ist sie die zweite deutsche Frau nach Chiara Hanke, die eine Route in diesem Grad (UIAA glatt 11) punkten kann. Und dabei tut Martina genau das Gegenteil von dem was Spitzenkletterer_innen heute eigentlich machen: Kletterhallen kennt sie kaum von innen, trainieren am Plastik tut sie kaum. Stattdessen: Felsklettern, Reisen, Felsklettern – und das mit unglaublichem Elan. Erst vor 4 Jahren hat Martina mit dem Klettersport angefangen. Nach nur anderthalb Jahren Felserfahrung kletterte sie beim Petzl Junior Rock Camp 2018 schon Routen bis 7c+. Seitdem ist ihre beachtliche Ticklist auf über 200 Routen im 8. Franzosengrad angewachsen. Und so sehr sie immer wieder mit Leistungen überrascht: Sicher ist, dass sie eine Bereicherung für die deutsche Kletterszene ist.

15 April 2021

Klettern

Martina Demmel in ihrer ersten 9a, "Joe-Cita", in Oliana, Spanien. Foto: Julia Cassou

 

Martina Demmel (19)...

ist Athletin im Petzl Team und liebt das Klettern am Fels. Sie kommt aus Böbing im bayrischen Landkreis Weilheim-Schongau. Seit ihrem Schulabschluss 2019 reist sie kletternd durch Europa. Mit ihrer unglaublich positiven Einstellung und ihrem großen Talent erzielt sie derzeit starke Leistungen am laufenden Band. Ein "Neverending miracle", so bezeichnet sie selbst ihren nicht zu stoppenden Sending Train in einem Instagram Post. Mehr zu Martinas unglaublichen Leistungen auf https://www.8a.nu/user/martina-demmel.

 

 

 

 

 

 

 

 

Martina erzählt uns von sich und “Joe-Cita” (9a)


Martina, herzlichen Glückwunsch zu deiner krassen Erfolgsserie der letzten Wochen und Monate! Dein Sending Train scheint ja gar nicht mehr aufzuhalten zu sein. Wann planst Du deinen nächsten Zwischenstopp?

Vielen lieben Dank euch vor allem für die super Unterstützung! Ja, das ist einfach nur verrückt und zu perfekt um wahr zu sein, was da die letzten Wochen so passiert ist, aber ich bin mir sicher, dass der Sending Train auch bald mal seine Endstation erreicht, um dann zu verschnaufen und ein neues Ziel auszuwählen.

Auf jeden Fall heißt es jetzt erstmal, die letzten Tage hier in Oliana noch voll genießen bis es auch schon heimwärts geht. Ich bin auch schon wieder voll motiviert, im Frühling mehr an den heimischen Felsen zu klettern und die Zeit draußen mit meinen engsten Freunden zu verbringen. Franken, Tirol, Altmühltal und das Allgäu stehen da neben Kochel ganz weit oben auf der Liste.

 

Unglaublich: nur wenige Tage nach deiner ersten 8c+ sendest Du deine erste 9a! Erzähl uns ein bisschen über die Bedeutung des Durchstiegs und die Route.

Danke, aber wenige Tage waren es gar nicht, weil meine erste 8c+ dann doch schon über 2 Monate zurückliegt. Trotzdem hätte ich mir nie erträumen lassen, dass das so schnell gehen wird und ich kann es bis heute immer noch nicht so ganz glauben! Es fühlt sich immer noch wie ein langer Traum an, wenn auf einmal so ein Lebensziel unerwartet schnell erreicht wird!

Natürlich ist die erste Route im Grad immer etwas besonderes und man freut sich schon nochmal ein wenig mehr als über andere Touren, aber bei "Joe-cita" hat mich vor allem die Abwechslung und Schönheit der Züge und des perfekten versinterten Kalks beeindruckt. Dazu noch die Redpoint-Crux direkt vorm Umlenker nach 50 Metern fordert einen dann auch mental bis ans Limit.

Nach dem Durchstieg von "Joe Blau" zwei Wochen zuvor hatte ich so viel Spaß in dem unteren anhaltenden Teil, dass ich das erste Mal über die 9a nachdachte, um wieder in dem Abschnitt klettern zu können. Nachdem ich dann "La Morentita", die zweite Hälfte mit dem leichteren Einstieg nach paar Versuchen klettern konnte, machte ich mich an die ersten eher frustrierenden Versuche. Auch wenn ich nur zwei kurze Hänger hatte, fühlte es sich noch sehr weit weg vom Durchstieg an, weil diese genau an den beiden schwersten Zügen waren... letztendlich war es mehr das Warten auf gute Bedingungen und keine Erwartungen, was mich dann im 5.Versuch der Kombi den Umlenker einhängen ließ.

Der größte Dank geht dabei an die inspirierende und supportende Crew am Fels, sowie an Charlotte für den Durchstiegsbelay: das war alles nur mit euch möglich!

 

Vor drei Jahren warst Du das erste Mal bei unserem Petzl Junior Rock Camp dabei. Heute stehst Du an der Haltestelle des Sending Trains "9a" - wie fühlt sich das an?

Da fehlen mir echt die Worte, um das zu beschrieben, einfach nur total verrückt! Ich bin erstmal mega froh und dankbar über all die schönen Erfahrungen und vor allem inzwischen gute Freunde, die ich beim Petzl-Camp kennenlernen durfte.

Wenn ich an das erste Mal im Altmühltal 2018 zurückdenke, ist es umso krasser, was in so kurzer Zeit alles passiert ist! Damals träumte ich z.B. noch davon, einmal im Leben eine 8a klettern zu können und auch wenn das vom Grad ein riesen Unterschied ist, ist die Motivation, Freude und Verbundenheit mit anderen Kletterern immer noch die Gleiche, weil wir alle die gleiche Leidenschaft teilen.

 

So viele Meilensteine in so kurzer Zeit. Möchtest Du uns nochmal in Jahreszahlen aufzeigen, wann deine erste 6a, 7a, 8a und 9a war?

Ja klar gerne! Ich glaube die erste 6a könnte schon an einem der ersten Klettertage geklappt haben, weil es eine plattige Verschneidung war, die man ohne Kraft und mit viel Beweglichkeit auch hochkommt;). Das war 2017 und im selben Jahr folgte auch noch die erste 7a, welche überraschenderweise gleich im Flash ging.

2018 ging es dann Monat für Monat bergauf (jeden Monat ein neuer Grad: April erste 7b, September erste 8a+).

Im Jahr 2019 folgte dann der erste Kontakt im oberen 10. Grad und bereits einige Onsights im 8a-Bereich. Im Frühling 2020 konnte ich dann meine ersten 8c's punkten und mich auch im Onsight bis 8b vorarbeiten.

Der Winter in Spanien dieses Jahr übertraf nochmal alles mit den ersten 8c+'s, der ersten 9a und meinem ersten 8b+ onsight. Fühlt sich komplett surreal an, wenn ich so darüber schreibe... das Ziel war auf jeden Fall nie, den neuen Grad zu schaffen, sondern viele verschiedene Touren in allen möglichen Styles ein wenig unter dem Limit zu klettern, um breit aufgestellt zu sein.

 

Wie kam es dazu, dass Du zweimal beim Petzl Junior Rock Camp dabei warst? Was hast Du von dort mitgenommen, was dich bis heute begleitet?

Ganz einfach, weil es beim ersten Mal so eine unvergessliche Zeit war, wollte ich das Ganze unbedingt nochmal erleben dürfen. Ich hoffe, dass noch viele motivierte Kids die Chance bekommen beim Petzl-Camp viele wertvolle Erfahrungen fürs Leben zu sammeln und Freunde zu finden. Einfach den Spaß beim Felsklettern draußen in der Natur zu genießen und das Ganze wertzuschätzen.

Ich persönlich habe vor allem viele neue Freundschaften und tolle Erinnerungen mitgenommen, aber auch ein paar Aufwärm- und Ausgleichsübungen, die uns die Athleten damals gezeigt haben.

Martina bouldert im Junior Rock Camp 2019. Foto: Julian Bückers

Hättest Du Lust, beim nächsten stattfindenden Petzl Junior Rock Camp als Ausbilderin mit dabei zu sein?

Liebend gerne, weil ich es damals immer wahnsinnig cool fand, mit den Petzl-Athleten zusammen klettern zu gehen und etwas von ihnen zu lernen, was einfach total inspirierend und motivierend war. Wenn ich jetzt die Chance dazu bekommen würde, würde es mich mega freuen, die Freude fürs Felsklettern an die Kids - so viel jünger sind die eigentlich gar nicht als ich ;) - weiterzugeben und ihnen eine genauso unvergessliche Zeit zu bereiten. Hoffentlich kann das Petzl-Camp sobald wie möglich wieder stattfinden.

 

Vielen Dank Martina für das Interview und weiterhin genauso viel Spaß beim Klettern!

 

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