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Das härteste Rissdach der Schweiz?

Kaum fielen die ersten warmen Sonnenstrahlen auf die Wand der Parete d'Osogna, machte sich Silvan Schüpbach nach der Winterpause erneut an das grosse Rissdach der Ultimo Sogno. Er kehrte mit einem grossartigen Erfolg vom Cima di Basso im Tessin zurück und konnte die erste freie Trad-Begehung auf seinem Konto verbuchen.

2 Mai 2016

Klettern in Mehrseillängenrouten

Bereits vor ein paar Jahren hatte ich Informationen über dieses Rissdach gefunden. Einige starke Kletterer hatten sich versucht und Luca Auguadri konnte die Route bis auf das Dach frei klettern. Die Route wurde 1979 von einer Gruppe Tessiner um G. Petazzi hakentechnisch erstbegangen. Die Route ist komplett Trad, bis auf Bohrhaken an den Ständen.

Anlässlich einer Wiederholung der Route Climbtheline seilten wir über das Dach ab, wobei mir die Jams, also die Klemmstellen für die Hände, nicht so schlecht erschienen. Die Schwierigkeit eines Risses hängt immer von seiner Breite ab. Drei Tage investierte ich im Dezember 2015 um die Bewegungen zu entschlüsseln. Mit Simu und Laddy fand ich geduldige Freunde die mit mir im gemütlichen Biwak am Wandfuss hausten.

Nach dem Winter in Patagonien musste ich erst wieder in Form kommen. Die Nachricht, dass ein Freund mit Sean Villanueva, einem Kletterprofi aus Belgien, das Dach probierte, löste etwas Verärgerung in mir aus. Ich geniesse die Einsamkeit dort oben und ich hatte mir bewusst dieses Projekt ausgesucht, da die lokalen Kletterer es bereits versucht und aufgegeben hatten. Nun plötzlich im Wettkampf mit einem belgischen Kletterer zu stehen schien mir unangenehm. Natürlich wäre ich gerne der erste gewesen, der diese Route frei klettert – Scheiss Ego!

Eine intensive Partnersuche endete erfolgreich mit Bernde, einem Kumpel den ich in Patagonien kennengelernt hatte. Bei schlechtem Wetter und schlechten Aussichten stiegen wir am 5.April ins Biwak. Die Wand war erstaunlich trocken und bereits am 6. April konnte ich das Dach völlig überraschend klettern. Vielleicht war der Erfolgsdruck ja auch hilfreich? Jedenfalls wollte ich die Route jetzt unbedingt zu Ende bringen. Bernde bekundete verständlicherweise Mühe, das Dach nachzusteigen. Nach einer Querganglänge folgt die Route einer langen Verschneidung bis zum Ausstieg. Ich kletterte die nächste Seillänge trotz Nässe Onsight. Wir hatten kein Topo dabei und ich erinnerte mich, dass die letzten drei Seillängen relativ einfach sind. Und weil die Route ab dort extrem dreckig und verwachsen war, entschied ich, dass die Route für mich dort endet. Im Nachhinein bin ich ein bisschen unzufrieden die Route nicht durchgestiegen zu sein, aber die letzten drei Seillängen haben für mich einfach keinen sportlichen Wert.

Die Schwierigkeiten der Seillängen: 7a, 7b+, 8a+, 6c, 7a+ (6b, 6c, 7a)

Text: Silvan Schüpbach

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