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Eine „verrückte“ freie Begehung von Cédric Lachat und Fabien Dugit!

Am Mittwoch, den 3. Juni 2015 gelang Cédric Lachat und Fabien Dugit in Begleitung des Fotografen Thomas Vialletet die erste freie Begehung von "Balade au Clair de Lune" (Spaziergang im Mondschein) in der Südwand der Aiguille du Fou (E+, A3-A4). Die Route wurde seit ihrer Erschließung am 18. und 19. August 1983 durch Jean-Marc Boivin, Éric Bellin und Martial Moïoli bisher nicht frei durchstiegen. Cédric und Fabien berichten über ihre Leistung, die von Thomas in Bildern festgehalten wurde.

17 Juni 2015

Mehrseillängenrouten

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

"Balade au Clair de Lune" ist eine wenig gekletterte und als sehr schwierig geltende legendäre Route.

Fabien, wie bist du auf die Idee gekommen, die freie Begehung der Route zu wagen?

"Ich war bereits seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Route im Mont-Blanc-Massiv, die allen meinen Kriterien für eine freie Begehung gerecht wird:

  • Die Erschließung oder freie Begehung einer Route in einer der legendären Wände des Massivs.
  • Aber in puncto Erschließungen sind die Wände schon ziemlich voll! (Zumal ich eine Abneigung gegen Verbindungen und Varianten habe)
  • Eine bestehende technische Kletterroute schien da angebrachter zu sein.

So bin ich ziemlich schnell auf "Balade…" gestoßen.

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas VialletetFabien Dugit ist Leistungskletterer, Bergsteiger, Rettungskraft beim PGHM (Rettungsleitstelle) in Chamonix, aber vor allen Dingen ist er der Initiator des Projekts.

"Le Fou ist in meinen Augen eine kleine Bigwall, unheimlich steil durchgehend von unten bis oben.

Die Route startet am tiefsten Punkt der Wand und steigt direkt zum Gipfel. 

  • Eine Wahnsinnslinie!
  • Eröffnet von Boivin, einem Wahnsinnskletterer!
  • Hartes technisches Klettern in den Schwierigkeitsstufen A3/A4
  • Nur wenige Wiederholer, die einer freien Begehung skeptisch gegenüberstehen.
  • Eine anspruchsvolle Route. Nur wenige Haken, fast keine Standplätze...

Viele Gründe, um sich selbst davon zu überzeugen, ob eine freie Begehung möglich ist.

Der ethische Aspekt war in meinen Augen ungeheuer wichtig und besonders der Respekt für die Erschließung der Route. Uns war klar, dass wir eine Lösung finden mussten, um die Route frei zu klettern, ohne weitere Haken zu setzen."
 

Wie seid ihr bei der Erkundung, der Logistik, beim Transport der Ausrüstung und bei der Vorbereitung auf den Tag X vorgegangen?

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

"Éric Doiseau hat mir ein detailliertes Topo von seiner Winterbegehung gegeben. Die Schlüsselstelle schien die Platte in der sechsten Länge (A3/A4) zu sein, die als Sicherung nur Haken hatte. Ansonsten wussten wir nicht recht, was uns erwartete. Wir hatten ein paar Fotos im Internet gesehen, aber da war nicht viel.

Im April haben Cédric und ich eine erste Erkundung mit Ski unternommen und Ausrüstung transportiert.

Wir sind mit riesigen Transportsäcken (Statikseile/Haken/Friends usw.) von der Aiguille du Midi gestartet. Nach der Übernachtung in der Requin Hütte begannen wir am Morgen den Zustieg zum Fou, aber die Schneebedingungen waren entsetzlich und die Transportsäcke viel zu schwer.

Wir kämpften uns mit großer Anstrengung durch den tiefen Schnee, stiegen mehrmals durch das Couloir, um die Transportsäcke nach oben zu befördern, und waren vollkommen erledigt, als wir endlich den Einstieg der Route erreichten! Da wir kein Portaledge hatten und kein Platz für ein Biwak war, beschlossen wir noch am gleichen Tag nach Chamonix zurückzukehren! Cédric war immer noch total motiviert die Wand, die er nie zuvor gesehen hatte, zu klettern.

Im Mai starteten wir zu unserer zweiten Erkundung

Der gleiche Zustieg mit Ski mit ebenso schweren Transportsäcken wie beim ersten Mal, weitere Statikseile und ein Portaledge.  Dieses Mal wollten wir alle technischen Längen von unten auschecken, um uns ein Bild über die Möglichkeit einer freien Begehung zu machen. Wir kletterten zwei Tage, standen Ängste beim technischen Klettern aus, erkundeten die Schlüsselpassagen und suchten nach geeigneten Stellen zum Sichern der Route, befestigten unsere Statikseile usw. Wir ließen die Route mit dem Gefühl zurück, dass eine freie Begehung möglich ist. Unsere Motivation war stärker als je zuvor!!!

Beim dritten Mal gingen wir von der Enver Hütte aus zu Fuß

Eigentlich wollten wir nur die Schlüssellängen klettern, die wir noch nicht im Vorstieg geklettert waren und vier Haken ersetzen, die einem Sturz mit Sicherheit nicht standhalten würden! Aus Zeitmangel beschlossen wir dann aber, unser Glück zu versuchen und die freie Begehung direkt an diesem Tag zu realisieren, ohne die Haken auszutauschen. Vor jeder Seillänge sagten wir uns "du darfst nicht stürzen!". Und es hat funktioniert.
Wir brachen um vier Uhr morgens von der Hütte auf und erreichten den Gipfel ohne Probleme gegen 20.30 Uhr."

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

 

In weniger als einer Woche warst du an zwei unglaublichen Abenteuern im Mont-Blanc-Massiv beteiligt, eine Erschließung mit Jeff Mercier und diese erste freie Begehung.

Kannst du beschreiben, welche körperlichen und mentalen Anstrengungen sie dir abverlangt haben? Wie hast du es geschafft, diese beiden Routen eine nach der anderen zu klettern?

"Stimmt, das war eine echt harte Woche! Das war vorher so nicht geplant!

Ich hatte für den Fou trainiert, indem ich viel kletterte, um mein Niveau von vor einigen Jahren wieder zu erreichen! Körperlich war ich in guter Verfassung, da ich in diesem Frühjahr ziemlich viel in den Bergen unterwegs war, so dass ich für beide Routen gut vorbereitet und akklimatisiert war. Von der Westwand der Aiguille du Plan hatte Jeff mir bereits vor einiger Zeit erzählt. Er rief mich einen Tag vor unserem Abenteuer an, um die Route zu klettern. Ich zögerte etwas, da ich ein paar Tage später zum Fou aufbrechen wollte. Aber er überredete mich, die Route mit ihm zu klettern und sagte, dass wir noch am selben Abend wieder in Chamonix wären! Also brachen wir am nächsten Morgen um drei Uhr von zu Hause auf, verbrachten zwanzig Stunden in den Bergen, wagten uns ins Unbekannte und erreichten um dreiundzwanzig Uhr die Cosmiques Hütte. Ein ausgefüllter Tag!! Die Begehung der Route war von mir nicht geplant. Aber letztendlich fühlte ich mich nicht ausgelaugt."

Jeff Mercier und Fabien Dugit erschließen eine neue Route in der Aiguille du Plan
 

"Einige Tage später war ein Schönwetterfenster für den Fou angesagt. Also bin ich gegangen, so einfach ist das! Ich bin einfach eine Route nach der anderen geklettert, ohne groß darüber nachzudenken. Es war einfach eine Frage der richtigen Gelegenheit und der Zeit."
 

Cédric, kannst du uns die Schlüsselstellen der Route, die Kletterart, die Schwierigkeit und die Lösungen, die du zum Setzen der Sicherungen gefunden hast, beschreiben? Wie würdest du die Route heute bewerten?

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas VialletetCédric Lachat, ärgster Feind der Leisten, der extreme Mehrseillängenrouten zum Frühstück verspeist und sich beim Seilhandling als Pedant erweist.

Die ersten sechs Längen der Route sind am schwierigsten zu sichern.

"Vor allem die Seillänge 2 (7b+ mit einem wertlosen Haken), Seillänge 3 (6b+ sehr anspruchsvoll mit einer Sicherung für 30 Meter) und Seillänge 5 (8b). Kleine, geschlossene Risse erschweren das Setzen von Sicherungen. Es ist nicht einfach, eine zuverlässige Sicherung zu setzen. Diese Längen werden gewöhnlich mit Felshaken gesichert.

Die wirkliche Schwierigkeit bei der Begehung dieser Route war der erste Versuch bei jeder Seillänge.

Es war schwierig, diese Route während des Kletterns zu sichern. Du hast zwei Möglichkeiten, entweder du schaltest dein Gehirn aus und riskierst dich umzubringen, zerbrichst dir aber nicht den Kopf beim Setzen der Sicherungen, oder du kletterst die Route technisch und sicherst die Längen, nachdem du das Seil fixiert hast. Wir haben uns für die zweite Lösung entschieden. Fab und ich sind sehr gute Kletterer. Im technischen Klettern dagegen verfügen wir über Grundkenntnisse, aber dieser Kletterstil ist wirklich eine ganz andere Disziplin! Wir sind also weit entfernt von dem, was ein erfahrener Kletterer in dieser Disziplin leisten kann! Kurz gesagt, wir haben es geschafft, das Seil in den schwierigen Längen, wie beispielsweise die als A3-A4 eingestufte fünfte Länge, nach oben zu bringen. Allerdings mit einem anständigen Adrenalinschub und viel Zeit. Mit anderen Worten, technisches Klettern ist kompliziert. Nachdem die Seile oben waren, mussten nur wir noch solide Sicherungen setzen, um relativ sicher zu klettern. Beim Installieren der Fixseile, beim Seilhandling und beim Setzen von soliden Sicherungen habe ich mich auf meine Erfahrungen in der Speläologie gestützt und dafür gesorgt, dass alles gut abgesichert war.

Wir haben uns gesagt "du darfst nicht stürzen"!!!

Das Problem war, dass wir trotz solider Sicherungen nicht viele vor jeder Seillänge setzen konnten. Wir haben also die Seillängen gut gesichert, aber es handelt sich eben um eine Route im Hochgebirge mit zahlreichen Passagen mit 10 bis 20 Metern zwischen den Sicherungspunkten und Schuppen, die drauf und dran sind wegzugbrechen. Aber das Hochgebirge erfordert vor allem viel Erfahrung und die Fähigkeit, das Gelände zu lesen. Ich denke, auf diesem Gebiet sind wir beide ziemlich routiniert."
 

Wieviel Zeit hat die Erkundung und das Auschecken der Seillängen in Anspruch genommen, bevor ihr den Versuch gewagt habt, die Route frei zu klettern?

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

"Wir hatten eingeplant, einen Großteil des Jahres damit zu verbringen ohne zu wissen, ob eine freie Begehung tatsächlich durchführbar ist. Nach dem ersten Transport von Ausrüstung haben wir die unteren Seillängen erkundet. Du musst bedenken, dass das Klettern einer bereits begangenen Seillänge viel einfacher und schneller zu bewerkstelligen ist, als wenn du ins Unbekannte kletterst. Deshalb haben wir ungeachtet der Schwierigkeit der Route viel Ausrüstung mitgenommen, um auf alles vorbereitet zu sein! Was bedeutet, dass wir mit einem Hammer und Tonnen von anderem Zeug klettern mussten! Es war lang und ermüdend.

Beim Auschecken der Route in den ersten zwei Tagen sind wir bis ans Ende der sechsten Seillänge geklettert

Beim Abstieg haben wir die Seillängen bestmöglich gesichert und Statikseile für die nächste Session fixiert. Aufgrund des schlechten Wetters konnten wir nicht länger bleiben. Nach diesen ersten beiden Tagen hatte ich das Gefühl, dass dies alles kletterbar sei und dass die Route nicht so schwierig ist, wie wir anfangs gedacht hatten. Das technische Klettern war eine Herausforderung, denn in den Seillängen der Schwierigkeitsstufen A2 und A3-A4 gab es keine fest installierten Sicherungen! Weder Felshaken noch Standplätze. Ich beschloss, bei diesen ersten Aufstiegen meine Kletterschuhe zu tragen, die gesamte Ausrüstung am Gurt zu transportieren und zwischen freiem und technischem Klettern zu wechseln. Das ging schneller, aber es war aufgrund des Gewichts sehr ermüdend für die Arme. So sahen die ersten zwei Tage aus.

Beim zweiten Besuch wollte ich eigentlich an den Fixseilen aufsteigen und den Rest der Route auschecken.

Aber wir hatten Pech, das Wetter war launisch und wir hatten nur ein kurzes Zeitfenster von zwei Tagen. Ein anderes Problem war, dass die Temperatur anstieg und es nachts nicht mehr oder nur noch sehr wenig Frost gab. Was ein großes Risiko für den Aufstieg im Zustiegscouloir bedeutete. Wenn es nicht friert, verwandelt sich das Couloir in einen riesigen Steinschlag-Trichter!!! Kurz gesagt, es war unsere letzte Chance vor der nächsten kalten Jahreszeit (September/Oktober). Aufgrund der hohen Temperaturen hat sich unser Zeitfenster von zwei Tagen auf einen Tag reduziert(!!!), denn nach dem Aufstieg des ersten Tages mussten wir um sechs Uhr morgens vor der Wärme aufbrechen, um Steinschlag und abendliche Gewitter zu vermeiden.
 

Zu welchem Zeitpunkt war dir klar, dass eine freie Begehung möglich ist? Gab es am Tag des Versuchs noch Zweifel?

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

"Am Tag des Aufstiegs verließen wir die Envers des Aiguilles Hütte um 3.30 Uhr morgens, wir hatten einen dreistündigen Zustieg vor uns. Das Couloir war kaum vereist, aber es fielen noch keine Steine. Am Wandfuß angekommen, lag ich noch in der geplanten Zeit und beschloss die Route zu klettern. Ich beschloss nicht es zu versuchen, sondern ich beschloss, die ganze Route zu klettern ohne zu stürzen! Ich habe zu Fab gesagt "wir klettern ohne zu stürzen". Und Fab war natürlich wie immer hellauf begeistert.

Um die schwierigen und gefährlichen Seillängen zu klettern, hatten wir ursprünglich vorgehabt, diese im Toprope erkunden um sicher zu gehen.

Aber die Realität sah anders aus, wir hatten nicht genug Zeit!!! So beschlossen wir einfach zu klettern und nicht zu stürzen. Bei der berüchtigten A3-A4 Länge im Schwierigkeitsgrad 8b angekommen, nahm ich mir trotzdem die Zeit, schnell am Fixseil hochzuklettern und hier und da ein paar Striche zu machen, um die Griffe zu kennzeichnen. Dann begann ich die Route direkt zu klettern, ohne die Längen vorher auszuchecken. Und ehrlich gesagt, ich habe mir fast in die Hose gemacht, denn ein Sturz war absolut nicht erlaubt! Einerseits um keinen Haken auszureißen (in der Platte sind zwei alte Haken und ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass die Sicherungspunkte bei einem Sturz ausreißen) und andererseits weil wir keine Zeit hatten für einen zweiten Versuch. So bin ich einfach losgeklettert und Fab kletterte wie eine Maschine hinterher und stürzte auch nicht.

Den zweiten Teil der Wand sind wir geklettert, ohne die Längen vorher von unten zu erkunden und wir hatten keinen blassen Schimmer, ob eine freie Begehung möglich ist.

Letztendlich war dieser zweite Teil des Aufstiegs selbst im A2 Bereich nicht allzu schwierig und ließ sich gut mit Friends sichern. Die vorvorletzte Länge hat uns dann doch noch ein Problem bereitet. Fab musste Felshaken setzen, bevor er sie klettern konnte. Ich denke, diese Länge dürfte mit 7c+ bewertet sein.

Es war fast dunkel und mir blieb noch die vorletzte Länge zu klettern.

Ein riesiger Riss, der mit Friends der Größe 4 und 5 gesichert wird. Ich hatte leider nur einen einzigen davon in jeder Größe, um 40 Meter zu klettern und zu allem Überfluss waren wir schon ziemlich müde. Ich tat genau das, was ich in Yosemite gelernt hatte, ich schaltete mein Gehirn aus und zog meinen Friend die ganze Länge mit. In dieser Situation darfst du nicht einmal daran denken zu stürzen! Endlich war ich am Ende dieser unendlichen Länge von 40 Metern angelangt. Fab erreichte den Fixpunkt und kletterte bis zum Gipfel. Es war ungefähr 22 Uhr. Jetzt hieß es die Route im Dunkeln abseilen, ohne dass sich das Seil verhängt."

 

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

Du bist als Spezialist für freie Begehungen in hohen Kalkwänden bekannt.

Aber wie hast du deine Kletterperformance und deine Erfahrung im Hochgebirge erlebt, angepasst und/oder verbessert?

"Ich fühle mich in Mehrseillängenrouten wohl und habe Einiges an Erfahrung gesammelt. Außerdem bin ich als staatlich geprüfter Höhlenführer bestens mit dem Seilhandling vertraut. Seit ich mit meinem Freund Fab des Öfteren klettere, bin ich auch im Hochgebirge kein Neuling mehr. Das einzige Problem sind meine Beine! Ich bin ein schlechter Skiläufer und kann nicht so viel tragen wie Fab, dadurch habe ich viel Zeit verloren. Wir bilden eine super Seilschaft, und Fabien hat freiwillig eine größere Last getragen als ich. Ich habe das durch das Seilhandling und die wirklich schwierigen Kletterzüge wieder ausgeglichen. Wir haben beide unsere Stärken, was uns für ein Projekt dieser Art prädestiniert. Außerdem sind wir es gewohnt Dinge gemeinsam zu machen und haben ein absolutes Vertrauen in den anderen. Ich gebe nicht vor ein Bergsteiger zu sein! Ich bin ein Felskletterer. Vielleicht gewinne ich mit den Jahren mehr Erfahrung im Hochgebirge. Ich strebe aber nicht danach, ein Profi auf diesem Gebiet zu werden. Ich will nur alle erforderlichen Fähigkeiten und Erfahrungen erwerben, um meine Felswand zu erreichen und sie zu klettern. Den Rest überlasse ich Fabien, jedem das Seine."

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

 

Und was kommt jetzt?

Habt ihr nach einer kurzen Pause immer noch Lust weiterhin gemeinsame Projekte dieser Art in extrem schwierigen Mehrseillängenrouten zu realisieren?

Cédric :

"Fab und ich, wir kennen uns seit unserer Jugend, wir sind schon im Alter von 14 Jahren im Europacup gegeneinander angetreten. Es besteht also kein Grund, jetzt damit aufzuhören. Die Südwand des Fou war fantastisch, es war ein tolles Abenteuer. Es war kein Kinderspiel, ließ sich aber weitaus einfacher realisieren als wir dachten.
Fabien und ich haben noch viele Projekte, wie wir realisieren wollen. Aber ich möchte aufhören mit den Kinderspielen und größere und härtere Ziele mit ihm in Angriff nehmen. Wir müssen nur die richtige Gelegenheit und die richtige Wand finden… Wir werden sehen, das Leben ist lang und es mangelt nicht an Projekten."

Fabien : 

"Für mich ist klar, dass ich weitere Begehungen mit Cédric machen möchte. Wir ergänzen uns perfekt, verstehen uns prächtig und es muss schon ein hartes Stück Fels sein, der Cédric zum Aufgeben bringt! Ganz klar, ich möchte weitere schwierige Bigwall-Routen erschließen, wir müssen nur die richtigen finden..."

 

Frage an Tom…

Du hast die Fotoreportage (onsight!!!) am Tag der Begehung gemacht.

Kannst du uns die Dinge von deiner Seite der Kamera schildern, erforderliche Vorbereitung, Auf- und Abstieg in der Wand, erlebte Schwierigkeiten, angenehme Überraschungen und wie du dich dabei gefühlt hast?

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet
Die letzte Seillänge aus der Sicht des Fotografen.

"Oh Mann, was für ein Abenteuer!

Das war Non-Stop-Action selbst auf meiner Seite der Kamera! Anfangs war es gar nicht geplant, dass ich sie begleite, aber der für das Abenteuer engagierte Fotograf (Sam Bié) hatte sich eine Verletzung zugezogen und so habe ich knapp zwei Tage vor Beginn des Projekts kurzerhand ihre Einladung sie zu begleiten angenommen! Ich musste in letzter Minute alles vorbereiten...
Zum Glück bin ich nicht nur Fotograf, sondern auch Bergführer und so hatte ich eine kleine Vorstellung davon, auf was ich mich da einließ und konnte alles ziemlich effizient organisieren. Davon abgesehen war mein Rucksack ziemlich schwer!

Der Aufstieg in der Wand war recht einfach, Fab und Cédric hatten die sechs ersten Seillängen eingerichtet, was die Sache für mich fast zu einem Kinderspiel machte.

Fast, denn ich musste ein nicht wirklich effizientes provisorisches System für den Auf- und Abstieg am Seil basteln, was sich, da ich nicht über die geeignete Ausrüstung verfügte, als ziemlich anstrengend herausstellte!!  Die installierten Statikseile verliefen relativ gerade zur Route und der ultrakompakte Granit in der Südwand des Fou machte es teilweise recht schwierig, mich weit genug zur Seite zu bewegen, um genügend Abstand zum Fotografieren zu haben.

Und wie du schon sagtest, ich kletterte "onsight" und die beiden Kletterer bewegten sich ziemlich schnell. Fehler zu machen war mir ebenso wenig erlaubt wie ihnen das Stürzen..... Es gab keine Möglichkeit, ein missratenes Foto zu wiederholen!! Ich stand ganz schön unter Druck.

Was mich wirklich beeindruckt hat an diesem Tag war die Leichtigkeit, mit der Fab und Cédric die Route geklettert sind!

Es vibrierte kaum.... und es ging schnell, sehr schnell!!

Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, bis zum Gipfel zu klettern, falls sie die Schlüsselstelle (L5 - 8b) auf Anhieb schaffen, was der Fall war. Da sie die Route nur bis L6 kannten, kletterten sie den Rest onsight, mit mir im Schlepptau! Ab L7 kam das Einrichten eines Statikseils und das Wiederholen der Länge zum Fotografieren nicht mehr in Frage, wir mussten den Gipfel erreichen! Die Route folgt einem Risssystem, es ist einer schönsten Abschnitte der Wand. Der frustrierendste Moment für mich als Fotograf war die letzte Seillänge, ein purer "Offwidth" mit einem riesigen Abgrund am Anfang, einfach grandios! Cédric war völlig erledigt nach dieser Länge. Trotz der schnellen Kletterei erreichten wir den Gipfel erst gegen 20.30 Uhr, nachdem wir die Hütte um 3.30 Uhr morgens verlassen hatten. Nach der ersten Abseillänge mussten wir unsere Abseilfahrt im Dunkeln fortsetzen und erreichten völlig ausgetrocknet und halb verhungert gegen Mitternacht unser Portaledge am Stand 1!

Obwohl viele Fotos mit Sicherheit nichts geworden sind, habe ich das Abenteuer mit dieser prima Seilschaft genossen! Wir haben uns prächtig amüsiert!!! 

Eine kurze Erklärung zum Namen der Route, deren Erstbegehung im Dunkeln bei Vollmond geendet hat, daher also der Name "Balade au Clair de Lune" (Spaziergang im Mondschein). Das Gleiche wiederholte sich bei der ersten freien Begehung. Ironie des Schicksals? Ich denke nicht!"
 

Links zu anderen technischen Begehungen der Route durch Mitglieder des Petzl-Teams

Balade au Clair de Lune - Face sud du Fou - Cédric Lachat, Fabien Dugit © Thomas Vialletet

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