Zorbey Aktuyun über die Wichtigkeit des Partner Check
Am 20. Februar ist der türkischer Meister Zorbey Aktuyun zum Klettern in der Gegend um Antalya gewesen. Der Kletterausflug an diesem Tag war jedoch schneller vorbei als geplant. Er hat sich nur auf den Durchstieg der Route „Cristal Crag“ (6b) konzentriert und dabei vergessen, vor dem Losklettern einen Knoten in das lose Seilende zu machen. Da das Seil zu kurz war stürzte Zorbey beim Ablassen auf den Boden und brach sich dabei beide Sprunggelenke. Hier erzählt uns Zorbey über seine schmerzhafte Erfahrung und betont, wie wichtig es ist, einen Partner Check durchzuführen.
26 Mai 2015
Hallen-und Felsklettern
Zorbey, in welcher Route warst du, als sich der Unfall ereignet hat?
Ich war in „Cristal Crag“, eine Route die ungefähr 35m lang ist. Es war gerade unsere zweite Route an diesem Tag, eine Aufwärmtour, und ich wollte mich schnell warm machen.
Kannst du uns den Unfallhergang beschreiben?
Es ging alles so schnell…das Seil war zu kurz, die Route zu lang, ich war unachtsam, nicht voll bei der Sache und einfach in Eile. Am Wandfuß waren viele Leute und die Organisation und Kommunikation zwischen mir und meinem Partner war nicht ausreichend. Außerdem gab es noch weitere Faktoren: Die Fahrt zum Klettergebiet am Tag davor war zu lang, ich startete also schon müde in den Tag, zu viel laute Musik, zu verloren in meinen Gedanken, zu selbstsicher, usw.
Zorbey Aktuyuns gebrochene Sprunggelenke. Nach einer Woche im Krankenhaus. Zeit wieder fit zu werden.
Welche Schlüsse ziehst du für dich aus dem Unfall?
Es ist unerlässlich alles zu kontrollieren bevor man losklettert. Man muss definitiv einen Partner Check machen, auch wenn man mit einem langjährigen Kletterpartner unterwegs ist. Man sollte sich wirklich immer die Zeit nehmen alles zu kontrollieren. In unserem Fall war es so, dass wir zwei oder drei Seile dabei hatten und ich mich einfach in eines eingebunden habe ohne es zu kontrollieren. Außerdem sollte der Platz des Sichernden stets frei sein, das heißt, dass kein Material am Boden rumliegt oder andere Personen im Weg sitzen oder stehen. Und wenn man das erste Mal in einem neuen Gebiet ist sollte man extra vorsichtig sein, da man hochmotiviert ist und einfach so schnell wie möglich all die neuen Routen klettern möchte (Enthusiasmus ist gut, aber in Maßen…). Beim Klettern ist stets Aufmerksamkeit gefragt, unabhängig davon, wie viele Jahre Klettererfahrung man schon hat. Jeder Kletterer sollte die Basics der Sicherheitsregeln kennen und sich daran halten. Auch ist es gut, sich aufmerksam die Infos im Kletterführer durchzulesen und vor allem die Längenangabe zu beachten.
Machst du normalerweise immer einen Knoten in das lose Seilende oder eher selten wenn überhaupt?
In Izmir (Türkei) haben wir zwei große Klettergebiete. In dem Einen sind die Routen maximal 25m lang, daher haben wir die schlechte Angewohnheit nie einen Knoten in das lose Seilende zu machen. Bei dem anderen Felsriegel sind die Routen bis zu 45m lang und wenn wir dort klettern nehmen wir immer ein langes Seil mit und knoten das freie Seilende ab. Wenn wir jedoch in einem neuen Gebiet sind und nicht mehr unsere Routine haben, vergessen wir leicht mal das lose Seilende zu kontrollieren. Wenn man also in ein unbekanntes oder selten besuchtes Gebiet geht, das noch dazu bekannt für seine langen Routen ist, wie z.B. Geyikbayiri, sollte man den Tag immer damit beginnen, einen Knoten in das Seilende zu machen.
Welche Message möchtest du nach deinem Unfall der Klettergemeinschaft mit auf den Weg geben?
Egal wie lange man schon klettert oder wie stark man ist, es kann einem immer passieren, dass man etwas vergisst. Das kann erhebliche Konsequenzen haben. Daher prüfe stets dein Material, mache einen Partnercheck, organisiere dich gut und pass einfach mehr auf.
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