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UTMB 2017 - Die Helden hinter der Kulisse

Zu den Rennen des UTMB® gehören selbstverständlich die Läufer, aber viele von ihnen wären ohne die Anwesenheit ihrer größten Fans (Familie und Freunde) vielleicht nicht dabei. Und ohne sie schaffen sie es manchmal nicht bis zur Ziellinie! Egal wie das Ergebnis ausfällt, sie machen die persönliche Leistung zu einem gemeinsamen Abenteuer. Um ihr Engagement zu würdigen, richten wir heute den Fokus auf Franck und Mimi, Ehemann und Tochter von Nathalie Mauclair, Teilnehmerin des CCC.

22 November 2017

Laufen

Ich habe mich für Donnerstag, den 31. August mit Nathalie Mauclair, ihrem Ehemann Franck und ihrer Tochter Mimi verabredet. Die Gewinnerin des UTMB 2015 wird am Tag darauf an der Startlinie des CCC stehen. Vor nur wenigen Wochen war die kleine Familie beim Hard Rock 100 in den USA, wo sich Nathalie den 3. Platz holte! Die Stimmung an diesem späten Nachmittag ist herzlich. Nathalie kommt von der Pressekonferenz zur Präsentation der Athleten zurück, sie wirkt sehr konzentriert. Sie ist ein bisschen nervös. "Es ist ein Lauf, bei dem Stöcke hilfreich sind, das ist nicht gerade meine Spezialität. Der CCC ist ein schneller Lauf für einen Ultratrail und ich weiß nicht, ob ich mein Lauftempo ändern kann. Und das Wetter sieht nicht gut aus (Kälte, Regen, vielleicht auch Schnee).“ In den letzten Stunden vor dem Lauf versucht Franck, die Dinge so einfach und unkompliziert wie möglich für sie zu machen. Im Bereich Logistik ist am Abend alles durchgeplant, jetzt muss sich nur der Kopf noch entspannen. 


Vorabend des Laufs

 

Nathalies Ausrüstung: Kleidung, Energieriegel und -getränke und natürlich eine REACTIK+

Start

Am nächsten Morgen steht unser Trio im sonnigen Courmayeur an der Startlinie. Nach 2 Aufwärmläufen und einigen Fotos von Nathalie zusammen mit anderen Läufern gibt Franck ihr einen letzten Rat: Zieh dich warm an (die Temperatur auf den Pässen soll bei -3°C liegen). 8:45 Uhr, letzte Kontrollen und schon schlängelt sich die Startnummer 3012 durch die Masse der Läufer zu den ersten Startreihen. Franck und Mimi folgen ihr neben der Laufstrecke, ohne sie aus den Augen zu verlieren. Und wenn es einmal passieren sollte, haben sie ihre eigene Methode: Sie lassen einen Pfiff ertönen! Ein paar Minuten später stellen wir uns am Streckenrand auf, um sie mit unseren Anfeuerungsrufen zu unterstützen. Um 9:00 Uhr beginnt das Rennen gleich mit hohem Tempo. Nathalie ist unter den ersten, die an uns vorbeilaufen. Nächster Treffpunkt: Le Ferret in der Schweiz.


Letzte Anpassung vor dem Start

Ein Rennen der anderen Art

Für uns beginnt jetzt ein Rennen der ganz anderen Art. Nach einem kurzen Halt im Hotel steigen wir um 10:00 Uhr in den gelben Chrysler PT Cruiser der Familie und fahren durch den Mont-Blanc-Tunnel, über den Col des Montets, den Col de Forclaz und Martigny nach La Fouly. Nach den geschätzten Durchgangszeiten müsste Nathalie gegen 14:00 Uhr dort eintreffen. Wir dürfen keine Zeit verlieren, um rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein, zumal ziemlich viel los ist auf der Straße. Wir sind nicht die Einzigen, die den Läufern folgen.

Im Auto unterhalten wir uns. Franck ist radiologischer Mitarbeiter von Beruf und in seiner Freizeit coacht er Nathalie, ehemalige Krankenschwester und heute Verwaltungsfachkraft im Gesundheitswesen. Nathalies Ehemann geht es nicht darum, bei einem bestimmten Rennen dabei zu sein, sondern bei allen Events, an denen Nathalie teilnimmt. Das ist mit viel Arbeit verbunden, denn die gesamte Organisation der Rennen ruht auf den Schultern des Ehepaars. Franck hilft ihr bei der Planung der Rennen, bei der Geländeerkundung, er achtet darauf, dass seine Topsportlerin in Hochform ist, kümmert sich um die Logistik, bereitet das Rennen, die Verpflegung und andere Dinge vor, um für den Eventualfall gerüstet zu sein. Vor allem aber ist er vor, während und nach dem Rennen präsent. Letztendlich ist es auch sein Rennen. Und wenn er spürt, dass es auf der Strecke zum Kampf zwischen den Läuferinnen kommt, blitzt es in seinen Augen!

In Chamonix holen uns die aktuellen Informationen des CCC ein. Die Durchgangszeiten auf dem UTMB LIVE zeigen, dass Nathalie gerade die Tête de la Tronche als vierte mit 10 Min. Rückstand zur ersten Läuferin passiert hat. Franck runzelt die Augenbrauen, Nathalie liegt ein wenig im Rückstand… aber das Rennen ist noch lange nicht zu Ende. 

Wie Nathalie nehmen auch wir Kurs auf die Schweiz. Aber nicht auf dem gleichen Weg. Die erste Verpflegungsstelle mit Zugang für die Begleiter ist in Champex. Als wir in Le Chatelard die Grenze passieren, ist Nathalie gerade am Refuge Bertone vorbeigelaufen. Wir fahren die kurvenreiche Strecke vom Col de la Forclaz hinunter in Richtung Martigny und dann wieder hoch nach La Fouly, wo sich unsere Wege kreuzen werden. In Sembrancher nehmen wir uns die Zeit zu einem kurzen Stopp beim Refuge Bonatti. Nathalie ist 6. mit 14 Min.…

Das Leben der Verfolger

An der Verpflegungsstelle heißt es keine Zeit zu verlieren

Um 12:20 Uhr kommen wir im kurz hinter La Fouly liegenden Ferret an. Unten an der Passstraße des Col du Grand Ferret kennt Franck eine kleine Brücke, von der aus wir die Läufer sehen können. Jetzt ist erst einmal Zeit für ein Picknick auf den Bergwiesen. Franck bereitet die Trinkflaschen mit den von Nathalie gewählten Energy Drinks vor. Zusammen mit vorgeschnittenen Energieriegeln kommen die Flaschen in eine Plastiktüte, die mit dem Namen der ersten Verpflegungsstelle in Champex beschriftet ist. Franck weiß aus Erfahrung: „Es ist besser, Nathalie die Wahl der mitzunehmenden Dinge (Verpflegung, Kleidung, Ausrüstung usw.) zu überlassen. Wir nehmen eine Tüte mit Verpflegung, Kleidung usw. mit und zur Sicherheit noch eine zweite für den Fall, dass eine verloren gehen sollte. Außerdem haben wir eine Erste-Hilfe-Tasche, Schuhe und Ausrüstungsgegenstände für den Notfall dabei. Mein Rat: Das Meiste sollte bereits vor der Ankunft des Läufers vorbereitet werden, um effizient, präzise, schnell und gegen etwaige Probleme gewappnet zu sein. Nathalie hat schon einmal ein neunstündiges Rennen mit weniger als zweieinhalb Minuten Vorsprung gewonnen: An der Verpflegungsstelle kann man keine Zeit gewinnen, aber verlieren."


Vorbereitung des Proviants

Am Grand Col Ferret liegt Nathalie 30 Minuten hinter der ersten Läuferin und 15 Minuten hinter dem Podium. Der Coach spürt, dass sie noch nicht ganz „im Rennen angekommen ist“. Die erste Läuferin kommt um 13:45 Uhr an uns vorbei und Nathalie als siebte um 14:18 Uhr. "Eine ihrer schlechtesten Platzierungen bei einem Rennen". Autsch.

Wir gehen schnell zum Auto und fahren in Richtung La Fouly und Praz de Fort. Eine Änderung des Streckenverlaufs wegen einer Schlammlawine zwingt die Läufer, mehrere Kilometer die Straße hinab zu laufen. Das ist anstrengend für die Beine, aber wir haben so die Möglichkeit, Nathalie direkt zu verfolgen und ein bisschen mit ihr zu laufen. In Praz de Fort gesteht uns Nathalie, dass sie erschöpft ist und ihre Hüfte schmerzt, aber sie gibt nicht auf und nimmt den Anstieg nach Champex in Angriff.

Auch wir nehmen Kurs auf das kleine Wintersportgebiet. Wir befinden uns auf halber Laufstrecke, bei 55 km. Es ist eine große Verpflegungsstelle. Um 15:45 Uhr erreichen wir das Zelt, in dem sich die Läufer verpflegen. Auf einem Tisch in der Nähe des Eingangs platzieren Franck und Mimi die mitgebrachten Dinge: Energieriegel und -getränke, Trockenfrüchte und... ein Paar Ersatzschuhe. Franck ist besorgt. Er sorgt sich wegen der Zeiten, aber vor allem möchte er nicht, dass Nathalie sich verletzt. Die Topathletin gehört jedoch nicht zu den denen, die so schnell aufgeben.

 An der Verpflegungsstelle in Champex

STOPP sagen können

Heute wird es anders laufen. Als die Läuferin um 16:06 Uhr das Zelt betritt, verstehen wir sofort, dass das Rennen für die Startnummer 3102 hier zu Ende ist. Zu starke Hüftschmerzen und eine Erschöpfung, die seit dem Hard Rock 100 anhält mit Rückenschmerzen, die einfach nicht nachlassen. Es ist besser aufzugeben. Sie muss sich schützen. Die Entscheidung ist gefallen: Wir kehren zusammen im Chrysler PT Cruiser der Familie nach Chamonix zurück.

direkt zu verfolgen und ein bisschen mit ihr zu laufen. In Praz de Fort gesteht uns Nathalie, dass sie erschöpft ist und ihre Hüfte schmerzt, aber sie gibt nicht auf und nimmt den Anstieg nach Champex in Angriff.

Auch wir nehmen Kurs auf das kleine Wintersportgebiet. Wir befinden uns auf halber Laufstrecke, bei 55 km. Es ist eine große Verpflegungsstelle. Um 15:45 Uhr erreichen wir das Zelt, in dem sich die Läufer verpflegen. Auf einem Tisch in der Nähe des Eingangs platzieren Franck und Mimi die mitgebrachten Dinge: Energieriegel und -getränke, Trockenfrüchte und... ein Paar Ersatzschuhe. Franck ist besorgt. Er sorgt sich wegen der Zeiten, aber vor allem möchte er nicht, dass Nathalie sich verletzt. Die Topathletin gehört jedoch nicht zu den denen, die so schnell aufgeben.

 

An der Verpflegungsstelle in Champex

 

STOPP sagen können

 

Heute wird es anders laufen. Als die Läuferin um 16:06 Uhr das Zelt betritt, verstehen wir sofort, dass das Rennen für die Startnummer 3102 hier zu Ende ist. Zu starke Hüftschmerzen und eine Erschöpfung, die seit dem Hard Rock 100 anhält mit Rückenschmerzen, die einfach nicht nachlassen. Es ist besser aufzugeben. Sie muss sich schützen. Die Entscheidung ist gefallen: Wir kehren zusammen im Chrysler PT Cruiser der Familie nach Chamonix zurück.

Im Auto tröstet Mimi Nathalie und wir besprechen das Rennen. Für Nathalie war es einfach nicht ihr Tag... Für Franck gibt es keinen Zweifel: "Natürlich ist es eine Enttäuschung, aber das Wichtigste ist, dass Nathalie auch weiterhin Freude am Laufen hat, es muss ein Spiel bleiben. Also für heute ist Schluss!“ Es wird noch andere Rennen geben, demnächst findet in Peru ein Sandmarathon statt. Nathalie erwartet das Ereignis voller Ungeduld. Auch Franck kann es kaum erwarten, seine Topläuferin beim nächsten Rennen wieder anzufeuern und hofft auf einen tollen „Kampf der Läuferinnen auf der Strecke“. 

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