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„Le Barring“ – auf Korsika gibt es einen neuen Klettersektor zu entdecken

Im Frühling 2015 begaben sich Raphael Fourau, Adrien Boulon, Camille Doumas und Preng Ing auf einen weiteren spektakulären Klettertrip nach Bavella (Korsika, Frankreich). Die perfekte Möglichkeit, um ihren Eifer in „Le Barring“, einem neuen Sektor, den Adrien erst kürzlich entdeckt hat, unter Beweis zu stellen. Entdecke das Gebiet durch Rapahel Fouraus Linse und seinen Reisebericht.

13 August 2015

Klettern

Das Bavella-Massiv befindet sich im Zentrum von Korsika, auf der südlichen Hälfte der Insel. Es erstreckt sich in Ost-West-Richtung, ungefähr von der Ortschaft Zonza im Westen bis nach Solenzara im Osten. Das Gebiet zwischen diesen beiden Städten ist bekannt für das dichte Unterholz, Wildschweine und natürlich die spektakulären Granittürme, die hunderte Meter aus dem Boden herausragen und ein unglaublicher Spielplatz für Kletterer sind. Bavella ist weltweit bekannt für die unzähligen Mehrseillängenrouten, aber es gibt immer noch so viel unberührten Fels und der erste Sportklettersektor im Gebiet wurde erst kürzlich erschlossen.


 

Dies war das zweite Mal, dass ich nach Bavella reiste, um Fotos zu machen. Es ist ein fantastischer Ort, mit einer wunderbaren Atmosphäre. Das erste Mal war genau so unglaublich wie das zweite Mal. Im Herbst 2013 beschlossen Freunde von mir aus dem BartAs Kletterclub und ich, der legendären schweren Route „Delicatessen“ (180 Meter, 8b max), die vor über 20 Jahren von Arnaud Petit eröffnet wurde, einen Besuch abzustatten. Drei Monate später kehrten wir auf das Festland zurück, vollkommen gefangen und begeistert von dem Gebiet. Thibault und Jeff konnten die Route klettern und ich hatte die ganze Kamera voll mit Fotos.

„Le Barring“ ein neuer Sektor in Bavella 

Eineinhalb Jahre später rief mich Adrien Boullon an und sagte mir, dass er und ein paar Freunde gerade eine Wand eingebohrt hatten, in einem Gebiet, das „Le Barring“ heißt. Es gibt dort Routen im Bereich 5c bis 8c, die bis zu 40 Meter lang sind!

Mehr muss man nicht sagen! Ich nahm mir nur die Zeit Petzl zu informieren, meine Kamera einzupacken und eine Gruppe aus starken Kletterern zusammenzustellen, die hungrig nach neuen Abenteuern sind. Dann sprangen wir auf die Fähre, um das Mittelmeer zum x-ten Mal zu überqueren.

Als wir auf Korsika angekommen waren, nahmen wir uns ein Auto und fuhren in gerade einmal zwei Stunden zu unserem Base Camp: dem U Ponte Grossu Zeltplatz, der zehn Minuten von Solenzara und fünf Autominuten vom Parkplatz des Klettergebietes perfekt gelegen ist. Hier sind auch die letzten Zeichen der Zivilisation, bevor man sich in das berühmte dichte Unterholz der Insel begibt. Den Besitzer des Zeltplatzes, Toussaint Lucchini, sollte man unbedingt kennen lernen, er ist verantwortlich für die Stimmung in Bavella, authentisch und liebenswert!


 

Nachdem man das Auto geparkt hat, muss man ungefähr dreißig Minuten zu Fuß laufen (wenn man sich nicht verläuft…), um „Le Barring“ zu erreichen.

Die Wand ist westseitig ausgerichtet und eignet sich daher perfekt zum Klettern in der warmen Jahreszeit. Bis 13:00 Uhr klettert man im Schatten und dann gegen Ende des Nachmittags auch wieder. Zwischen den Halbtagessaisons kann man in nur fünf Minuten zum Fluss mit smaragdblauem Wasser laufen.

Wenn wir uns nur eine Route aussuchen müssten…


 

Nach ein paar Aufwärmrouten hat eine Route sich schnell unsere gesamte Aufmerksamkeit gesichert, „U toccardu“, eine sehr technische, anspruchsvolle und ausdauernde dreißig Meter lange Route im Schwierigkeitsgrad 8a, in perfektem Granit. Eine verwirrende, aber dennoch tolle Route, wenn man sich daran gewöhnt hat. Das ist definitive DIE Hauptlinie an der Wand.

Nachdem sich jeder sein Projekt gesucht hatte, zerstörten wir uns komplett, kletterten unsere Haut bis auf die Knochen herunter und machten einige tolle Fotos. Das war schließlich der Hauptgrund, warum wir nach „Le Barring“ gefahren sind!

Ein Mehrseillängen Intermezzo


 

Es wäre einfach nicht richtig, den weiten Weg bis nach Bavella zu reisen ohne ein paar Mehrseillängenrouten zu klettern. Nachdem wir zwei Tage an unseren Projekten gearbeitet hatten, war der Bizeps jedes einzelnen ziemlich platt und daher beschlossen wir unsere Aufmerksamkeit der überwältigenden Route „Dos de l’Eléphant“ (280 Meter, 6b+) zu widmen. Diese außergewöhnliche Route befindet sich in La Punta di U Corbu.

Im Anschluss machten wir uns auf den Weg nach Castelluciu d’Ornucciu, um „Le Nouveau Monde“ (200 Meter, 6b), eine weitere unglaubliche, moderate Linie, zu klettern.


 

Beide Routen sind Plattenklettereien, wobei „Le Nouveau Monde“ lehrreicher ist und mehr Spaß macht, die zweite, untypische Hälfte von „Dos de l’Eléphant“ einem hingegen absolutes Vertrauen in seine Füße abverlangt.

Wir waren alle überrascht, wie anspruchsvoll und fordernd die Kletterei ist; das Beste ist, wenn man gut über dem Grad steht, um einigermaßen entspannt von Haken zu Haken klettern zu können.

Die Haken sind zwar in gutem Zustand, aber es gibt häufig Runouts und an den Ständen sind meistens nur zwei nicht verbundene Haken. Aufgrund des Kletterstils (Platten) ist es schwierig zusätzlich mobile Sicherungen zu platzieren, daher sollte man sich seines Könnens sicher sein, da die Routen für den Grad meist schwer sind.

Das Material

Zum Sportklettern in Le Barring hatten wir zwei Seile, ein 80 Meter VOLTA und ein 70 Meter CONTACT. Zum Sichern dazu das unbezwingliche GRIGRI 2. Beide Seile haben ein sehr gutes Handling und eignen sich somit perfekt für lange Routen. Vierzehn SPIRIT Expressschlingen sind ausreichend für jede Route im Gebiet.


 

Für die Mehrseillängenrouten tauschten wir unseren HIRUNDOS Gurt gegen den komfortableren SAMA und nahmen ein Paar Halbseile und ein REVERSO zum Sichern mit (Ideal wenn man im Überschlag klettert). Für Mehrseillängenrouten nehmen wir jeder immer drei Verriegelungskarabiner mit, der ATTACHE ist dafür perfekt geeignet und 120 cm FIN’ANNEAU Dyneemabandschlingen für den Standplatz.

Wie bei jeder Mehrseillängenroute ist ein Helm sehr empfehlenswert. Das ist eine Regel, der hier jeder folgt, trotz der super Qualität des Felsens. Für die Routen, die wir kletterten, waren 50 Meter Doppelseile und zwölf Expressschlingen ausreichend. Wir empfehlen jedem ausreichend zusätzliches Bandmaterial mitzubringen, um die Haken am Stand zum Abseilen zu verbinden; einfach zur Sicherheit…

Text und Fotos von Raphael Fourau

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