
Die ersten Klettermeter durch die abweisende Wand.
Wer beim Klettern das Abenteuer sucht und wem das Gesamterlebnis wichtiger als fester Fels und lässige Moves ist, wird an der Laliderer Nordwand voll auf seine Kosten kommen. Auch wenn es in den Ostalpen höhere Wände gibt (Watzmann-Ostwand, Hochwanner-Nordwand), ist die Laliderer-Nordwand in ihrer Kompaktheit und Steilheit doch für Kletterer das spannendste Ziel.

Wir bieten euch heute ein Topo zu der von Toni Schmid und Emil Krebs erstbegangenen Route. Sie ist die zweite Route durch die imposante Wand - die Erstdurchsteigung erfolgte 1911 u.a. durch Angelo Dibona, einen berühmten Südtiroler Bergsteiger und Bergführer.
An dieser Tatsache lässt sich die historische Bedeutung dieser Wand ablesen: Normalerweise beschränkten sich die Südtiroler Bergführer bei ihren Erstbegehungen auf das endlose Potential der heimischen Dolomiten und nahmen keine weite Reise in die Nordalpen auf sich. Im Laufe der Jahre kamen zahlreiche weitere Routen von namhaften Erstbegehern dazu: Hias Rebitsch, Heinz Mariacher, Albert Precht, Darshano Rieser…
Die Ausgesetztheit und der Tiefblick begleiten einen ständig.
Trotzdem ist sie für Kletterer heutzutage kein Modeziel, trotz der nominell mittleren Schwierigkeiten - die meisten Routen bewegen sich im 6. und 7. Grad.
Viel eher sind es der schlechte Fels und die zweifelhafte Absicherung, die potentielle Begeher abschrecken. In der Laliderer-Nordwand gibt es nur eine mit Bohrhaken gesicherte Route (Magic Line) - alle anderen Führen sind nur mit (wenigen) Schlaghaken unterschiedlichster Qualität gesichert.

Klassisch geprägte Kletterei: brüchiger Fels, dürftige Absicherung, Verschneidungen und Risse
Die extrem schlechte Felsqualität im oberen Teil der Wand führt außerdem zu einer erheblichen Steinschlaggefahr, weswegen von einer Begehung abgeraten werden muss, wenn bereits andere Seilschaften in der Wand unterwegs sind. Außerdem steht einem nach einer Begehung noch der lange und anspruchsvolle Abstieg durch die Spindlerschlucht bevor.

Die Wand wartet außerdem mit der einen oder anderen Schauergeschichte auf, unter anderem mit dem größten Bergrettungseinsatz in der Geschichte des ÖBRD 1979! Bei dem 73 stündigen (!) Einsatz waren über 200 Personen beteiligt, der Bericht findet sich hier.
Schwierigkeit:
6-
Erstbegeher:
E. Krebs und T. Schmid am 8.9.1929
Ausrüstung:
Nur wenig fixes Material in der Wand, Stände sind oft nicht eingerichtet
Unsere Empfehlung: Halbseile 60m, Cams bis Größe 2, Keile, Hammer und ein Sortiment an Schlaghaken, Kevlar-Reepschnur für Standplatzbau, evtl Material für ein Biwak (Biwakschachtel am Gipfel, keine Wasserquelle)
Ausgangspunkt:
Zu Fuß: Parken in der Eng, Zustieg über den Wanderweg in Richtung Falkenhütte
Mit dem Rad: Vor der Mautstation parken, mit dem Rad durch das Johannistal zur Falkenhütte (das Laliderertal ist für Fahrräder gesperrt).
Abstieg:
Von der Biwakschachtel Richtung Westen, den östlichen Ladizturm umgehen und bei großem Block (markiert) zum Beginn der Spindlerschlucht. Hier zahlreiche kurze Abseiler (20-25m), zuletzt Abklettern und Absteigen (2,5-3h zur Hütte)
Topo:
Download Topo
Mehr Infos in der unten gelisteten Führerliteratur:
Panico Karwendel Kletterführer
Fotos:
© Felix-Immanuel Achtner / Nils Beste
Text:
Felix-Immanuel Achtner