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Ein klimaneutraler Klettertrip ohne CO2-Emission!

Man nehme drei Fahrräder, zwei Hunde, die beiden belgischen Kletterer Nicolas Favresse und Sébastien Berthe und mischt sie mit einer extra Portion Motivation. Dazu gibt man drei legendäre Kletterrouten und den Fotografen Damien Lageron. Herauskommt ein verrückter Roadtrip in die Schweiz und Österreich, der ganz ohne CO2-Ausstoß auskommt. Nicolas berichtet von ihren Erlebnissen.

16 Oktober 2020

Mehrseillängenrouten

Den beiden Kletterern ging es darum, ihre Leidenschaft für den Klettersport mit ihrem Umweltbewusstsein in Einklang zu bringen: “Ich möchte, dass meine Kletterprojekte mit meinen ökologischen Werten übereinstimmen” erklärt Nicolas. 

Das Projekt war drei der bekanntesten und schwierigsten Mehrseillängenrouten des Alpenmassivs zu bezwingen und die Strecken zwischen den Etappen mit dem Fahrrad zurückzulegen. Mit verblüffender Leichtigkeit hakten Nicolas und Sébastien Silbergeier (Rätikon, 180 m, 8b+ max), Des Kaisers neue Kleider (Wilder Kaiser, 280 m, 8b+ max) und End of Silence (Feuerhorn, 350 m, 8b+ max) an nur jeweils einem Tag ab! Sie schafften das gesamte Projekt in nur zwei anstatt der ursprünglich geplanten vier Wochen. So konnten sie den Monat mit einem „Bonus“, wie sie es gerne nennen, beenden: Headless Children (Rätikon, 260 m, 8b max) und Odyssée (Eiger-Nordwand, 1400 m, 8a+ max). 

Nicolas, der unsere Fragen völlig entspannt und mit einem Lächeln beantwortet, gerät beim Erzählen geradezu ins Schwärmen.

 

Die Vorbereitung? 

“Die meisten Vorbereitungen wurden am Vortag gemacht. Das Fahrrad habe ich erst im letzten Moment gekauft! Den Verlauf der Tour haben wir nicht im Voraus geplant. Wir beschlossen mit dem Zug zu fahren, um den CO2-Ausstoß zu begrenzen. In Turin wollten uns die Kontrolleure nicht mit unseren Fahrrädern und den Hunden einsteigen lassen. Das Abenteuer hatte begonnen! Dadurch verpassten wir unsere Anschlusszüge und mussten uns in Zürich in letzter Minute nach einem Quartier umsehen. Das wir schließlich - den sozialen Netzwerken sei Dank - auch fanden! Danach fuhren wir wieder mit dem Zug bis zum Fuße des Rätikons auf österreichischer Seite. Anschließend ging es dann mit dem Fahrrad weiter.”

 


 

Die Fahrräder?

“Ich habe als Jugendlicher zuletzt auf einem Fahrrad gesessen! Im Winter fahre ich viel Ski und ich mache Konditionstraining. Dadurch war ich für diese Kraftanstrengung gerüstet. Es ist angenehmer als bei einer Expedition in entlegene Gegenden mit einem 30 kg schweren Rucksack zu Fuß unterwegs zu sein. Das Reisen mit dem Fahrrad hat uns nicht daran gehindert die härtesten Routen zu klettern. Wir haben nur die Tagesstrecken etwas verkürzt, um uns zu schonen.

Das Angenehme bei einer Fahrradreise ist, dass du einen viel engeren Kontakt mit deiner Umgebung hast. Du lernst dich auf das Wesentliche zu beschränken. Du musst offen sein und auf andere zugehen. In den Alpen haben uns zahlreiche Menschen ihre Gastfreundschaft angeboten und wir konnten viele Dinge mit ihnen teilen. Obwohl wir zu dritt waren und zwei Hunde dabei hatten!”
 

Die Hunde?

“Das war meine Idee! Ich habe gesagt, dass ich nur unter einer Bedingung mitkäme: Die Hunde sollten dabei sein. Ich hatte meine Hündin erst seit einigen Monaten und Sébastien hat ebenfalls einen Hund. Also hat sich jeder von uns mit einem Anhänger auf den Weg gemacht. Mir war klar, dass dadurch die Dinge etwas komplizierter würden. Was sich bewahrheitet hat! Sie waren das größte Problem der Unternehmung: Sie bellten, wenn wir uns anstrengten, wir mussten das Futter tragen und mit den Hunden war es schwieriger eine Unterkunft zu finden. Aber es hat Spaß gemacht, sie so frei in der Natur zu erleben. Sie haben viel miteinander gespielt. Dabei wird eine positive Energie freigesetzt, die mich sehr berührt.”

 

 

Die Kletterei?

“Was das Klettern angeht, so habe ich unser Duo sehr geschätzt: Wir haben uns gegenseitig angespornt und haben uns gut verstanden. Ich habe mich immer voll unterstützt gefühlt. Es gab keine negative Konkurrenz, nur positive Energie und viel Beistand, komme was wolle! Es war eine echte Teamarbeit. 

Das Problem in den Routen ist die Haut an den Fingern (kleine Griffe an sehr steilem Fels). Das war nicht einfach. Von der Alpentrilogie war ich bisher nur einmal die Silbergeier geklettert. Das war vor 13 Jahren. Seinerzeit sagte ich mir, dass ich die Begehung auch an einem Tag hätte schaffen können. Das ist nunmehr geschehen! 

Durch dieses Projekt haben wir große Fortschritte gemacht. In einigen Routen haben wir bis zu 25 Versuche gemacht. Einmal haben wir es sogar auf 10 Versuche in einer einzigen Seillänge (8b+) gebracht! 

Damien, unser Fotograf, ist uns mitsamt seiner Ausrüstung mit dem Fahrrad gefolgt. Er wollte das Abenteuer mit allen Konsequenzen mit uns gemeinsam erleben. Da er Teil unseres Team war, vergaßen wir oftmals, dass er uns beim Klettern am Fels fotografierte. Es war keine große Ausrüstung und daher nicht sehr störend.”

 

Die Bilanz?

“Die Reaktionen gegenüber diesem Projekt, das viele Menschen berührt hat, sind beeindruckend. Es hat mich überrascht, was die Menschen beim Thema Umwelt von Kletter-Profis erwarten: Sie sollen als Motor fungieren, eine andere Herangehensweise verfolgen, tolle Abenteuer erleben, aber bitte nicht am anderen Ende der Welt. Da stellt sich die Frage, ob lange Reisen in entfernte Regionen mit fantastischen Landschaften und einer atemberaubenden Natur vertretbar sind, da sie nicht mit unseren ökologischen Werten im Einklang stehen.”

 


 

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