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Wann Extremskifahrer Vivian Bruchez sein Seil herausholt

Unter den im Mont-Blanc-Massiv aktiven Extremskifahrern hat Vivian Bruchez den Ruf, das Seil extrem spät aus dem Rucksack zu holen. Sein Ziel ist es immer, die Ski so spät wie möglich abzuschnallen, um eine möglichst durchgehende Abfahrtslinie zu finden. Auch wenn dies zuweilen bedeutet, dass seine Kanten auf Fels oder Eis schaben. Dieses Skifahren am Limit funktioniert umso besser, je leichter der Rucksack ist. Deswegen nimmt Vivian nur die absolut notwendige Ausrüstung für kurze Abseilstellen oder Notsituationen mit.

7 Dezember 2015

Bergsteigen

Vivian Bruchez amorce un virage © Boris Dufour

Geringes Gewicht – Garant für Schnelligkeit und Sicherheit

Minutiöse Vorbereitungen und ein regelmäßiges Verfolgen der Wetter- und Schneebedingungen sind Voraussetzung für extreme Skiabfahrten. Nicht nur an der Aiguille Verte, der Aiguille du Chardonnet oder der Westflanke des Mont-Blanc planen die Freerider mögliche Abseilstellen und die Aufstiegsroute im Voraus. Durch sorgfältige Tourenplanung sind sie in der Lage genau so viel Ausrüstung wie nötig mitzunehmen – nicht zu viel und nicht zu wenig. Je leichter, desto schneller, desto sicherer.

RAD SYSTEM: Ein Notfallkit mit minimalem Gewicht

Wenn bereits der Aufstieg technisch schwierige Passagen beinhaltet, muss man natürlich das entsprechende Sicherungsmaterial mitnehmen, inklusive dynamischem Seil. Wie im vergangenen Januar bei der Erstbefahrung der "Allumette" (Streichholz) durch Vivian Bruchez und Jeremy Audibert, eine neue Linie durch die Flammes de Pierre. Dort unterbrach eine Mixedlänge von 60 Metern die zwei mit Ski befahrbaren Teile.

Das ist aber eher die Ausnahme und in den meisten Fällen geht es Extremskifahrern darum, möglichst wenig Gewicht mitzunehmen, vor allem wenn sie den Aufstieg ohne Liftunterstützung bewältigen. Und sich in einer steilen Schneeflanke, die man anschließend herunterfahren will, anzuseilen, macht ohnehin keinen Sinn. In diesem Fall ist das RAD SYSTEM aus der Sicht von Vivian die ideale Lösung, um für eventuelle Abseilstellen und Notsituationen gerüstet zu sein und den Rucksack nicht unnötig zu beschweren.

Wenn das Unvorhersehbare eintritt

Vivian Bruchez cherche son itinéraire dans le brouillard © Boris Dufour

Die gewichtsmäßig leichteste Lösung wäre es natürlich, gar kein Seil mitzunehmen, was leider immer noch zu viele Skibergsteiger in Chamonix und La Grave praktizieren. In diesem Fall muss man sich aber absolut sicher sein, dass alles wie geplant abläuft! Denn das Problem im Hochgebirge ist das Unvorhersehbare, selbst für Experten wie Vivian. Jeder hat dies wohl schon einmal selbst erlebt: Sei es ein plötzlicher Wetterumschwung, schlechte Schneeverhältnisse oder Spalten mit zu dünnen Schneebrücken.

Als wir im vergangenen Mai die Fotos für diesen Artikel gemacht haben, wurden wir vom Nebel überrascht und mussten plötzlich nach einem Plan B suchen, ohne Sicht in eigentlich einfachem Gelände unweit der Aiguille du Midi. Eigentlich hatten wir nicht geplant uns anzuseilen, trotzdem hatte jeder von uns ein RAD SYSTEM für den Fall der Fälle dabei. Und angesichts des Wetterumschwungs erwies sich dies als eine gute Idee: Ohne das Kit hätten wir eine Spaltenzone im dichten Nebel queren müssen, eine Situation, die man besser vermeidet. Dank der Notfallausrüstung konnten wir an den Begrenzungsfelsen abseilen, die Spalten umgehen – und sogar noch ein paar schöne Kurven durch den Schnee ziehen. Der Tag war gerettet.

Vivian Bruchez pose un rappel avec le RAD SYSTEM © Boris Dufour

Text und Fotos: Boris Dufour 

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