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Baumpflege: Ein Hochhaus wie ein Dschungel mitten in Mailand

Eine voll von Petzl ausgestattete Gruppe Baumpfleger ist an den Bäumen des „Bosco Verticale“, einem architektonischen Highlight mit begrünten Fassaden, das letztes Jahr im Oktober in Mailand eröffnet worden ist, unterwegs. Ein wahres Spektakel, welches nicht nur die Bewohner und Journalisten der lombardischen Metropole angelockt hat. Renato Comin, einer der involvierten Baumpfleger, erklärt uns die Besonderheiten dieses Auftrags.

15 April 2015

Zugang mit Seil und Beengte Räume

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Der Name „Bosco Verticale“ (dt. Senkrechter Wald) kommt daher, dass die Terrassen und Balkone der beiden Wohnhäuser mit 800 Bäumen und 4300 Sträuchern bepflanzt wurden und den Bewohnern dadurch das Gefühl geben, als würden sie mitten in einem Wald stehen. Die Hochhäuser sind 111m (27 Stockwerke) und 78m (19 Stockwerke) hoch und wurden von dem Architektenbüro Boeri Studio entworfen. Der Komplex, der dank des großen Medieninteresses international Bekanntheit erlangte, ist Teil des Projektes  „PORTA NUOVA“, das sich mit der Umgestaltung des historischen Stadtviertels ISOLA di MILANO befasst. Im November 2014 wurde der „Bosco Verticale“ mit dem International Highrise Award ausgezeichnet. Dieser Award wird alle zwei Jahre verliehen und prämiert die schönsten Hochhäuser auf der Welt. Das Mailänder Bauwerk konnte sich im vergangenen Jahr gegen 800 Mitbewerber durchsetzen.

Die Anlage erfordert eine regelmäßige Wartung durch Baumpfleger und Seilzugangstechniker. Zwei Mal im Jahr sollen die Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden.



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Die Besonderheiten am Arbeitsplatz

Renato Comin: „ Natürlich war beim ersten Mal alles neu für uns, obwohl manche von uns schon seit mehr als 25 Jahren als Baumpfleger arbeiten. Außerdem ist der Zugang über ein Hochhaus deutlich komplexer als bei unserer üblichen Arbeit als Baumkletterer. Es verlangt einem enormes Wissen im Bereich der Seilzugangstechnik ab. Wir machten eine erste Testwoche mit drei Arbeitern, danach arbeiteten wir zu fünft zwei Wochen lang. Am Ende haben wir uns dafür entschieden, von oben zu arbeiten und nicht von der Seite aus, da dies die sicherste Variante darstellt. Jeder von uns muss sich also jeden Tag durch die Bäume zum Arbeitsplatz abseilen. Auch mussten wir einen genauen Plan erstellen, wann welches Stockwerk an der Reihe ist und wie viel Zeit wir dafür haben. Das war nicht leicht.“



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Die Verknüpfung von Gartenbau und Sicherheit…

Die Vegetation des „Bosco Verticale“ beherbergt verschiedenste Baumarten. Es gibt Eschen, Buchen, Olivenbäume, Steineichen und noch vieles mehr. Diese Bäume könnten viel größer werden und benötigen daher einen regelmäßigen Zuschnitt, dass sie die vorgesehene Höhe von 8 bis 9 Metern nicht übersteigen. Die Bäume wachsen in ein Meter tiefen, mit Humus gefüllten, Pflanztrögen. Um die Stabilität und Sicherheit der Bäume zu gewährleisten, ist es unerlässlich in regelmäßigen Abständen das Wachstum zu bändigen. „Es handelt sich jedoch nicht um eine improvisierte Aktion“ versichert Renato Comin. „Am Anfang des Projekts wurde eine ausführliche Studie durchgeführt, die sich mit den Bewässerungsmöglichkeiten beschäftigt hat, um den Pflanzen ein bestmögliches Wachstum zu garantieren. Dadurch kann sich ein dichtes und kräftiges Wurzelsystem ausbilden.“

Um auch bei starken Windböen die Sicherheit der Bäume zu garantieren, wurden diese zusätzlich mit speziellen Ankern fixiert. 



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Wie kommt man eigentlich zu diesem Beruf ?

„Ich komme vom Klettern und der Höhenarbeit, arbeite aber auch schon seit 23 Jahren als Baumpfleger. Ein Kollege von mir kommt aus der Speläologie und hat anschließend mit dem Klettern begonnen. Ein weiterer Kollege hat erst vor kurzem mit dem Klettern begonnen und die letzten beidem Mitglieder unseres Teams haben bis jetzt als reine Baumpfleger gearbeitet.“

„Ich habe mich durch die Teilnahme an Schulungen in diesem Fachgebiet spezialisiert. Manche unter uns waren hier wahrhaftige Pioniere. Ich gehörte übrigens zu der Gruppe, die die Ausbildung in diesem Bereich maßgeblich vorantrieb und an vorderster Front miterleben konnte, wie sich die Baumpflege aus anderen Ländern auch in Italien etablierte. Das war in den 90er Jahren. Damals musste ich die ganzen Unterlagen auf Englisch lernen, da sie nicht auf Italienisch verfügbar waren. Mittlerweile ist die Ausbildung mit dem europäischen Standard anerkannt. Um rechtsfähig zu sein muss man Prüfungen in den verschiedensten Fächern ablegen. Dabei geht es von den Sicherheitsbestimmungen, über Baumschnitt bis zur Biologie und noch vieles mehr.“

Und wie kam PETZL zu diesem Projekt ?

„Wir wandten uns an PETZL, da uns die Produkte stets ein Gefühl von großer Sicherheit bei der Arbeit bieten. Das sind die besten Produkte, die auf dem Markt verfügbar sind. Vor allem unter Berücksichtigung des Preis-Leistungsverhältnisses.  Was für mich aber recht amüsant ist, ist dass ich einen Gurt in der Größe XS bestellen musste. Normalerweise habe ich die Größe M. Offensichtlich fallen die Modelle etwas größer aus. Wahrscheinlich hat man sich daran orientiert, dass Seilzugangstechniker meist ziemlich große, starke Männer sind. Ich hingegen bin etwas schmächtiger vom Körperbau.“

Von den beiden Türmen hat man einen überragenden Blick auf den großen öffentlichen Park, besser bekannt als „I Giardini di Porta Nuova“ und genießt ebenso das atemberaubende Panorama des „Giardino de Castillia“. Einer 8000m² großen Grünfläche die zum Spazieren und Relaxen einlädt.



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