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Sofie Paulus im Interview

28 März 2023

Klettern

Sofie ist seit 2018 im Athleten-Team von Petzl und hat Routen bis 8c in ihrer beeindruckenden Ticklist. Die gebürtige Coburgerin lebt in Bayreuth und erzählt uns im Interview über ihr neuestes lokales Community-Projekt, Ecopoint-Frankenjura.

Hey Sofie, eines deiner aktuellen Projekte ist Ecopoint. Magst du uns kurz erklären, was Ecopoint ist und worum es dabei geht?

Ecopoint Frankenjura ist ein gemeinnütziges Community Projekt von Kletter*innen im Frankenjura. Uns geht es darum, in der Fränkischen Schweiz die nachhaltige Mobilität zu fördern und Informationen zu sammeln, wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder einer Mischung aus allem an den Fels kommt. 

Diese Infos wollen wir dann auch mit den Kletterführer-Autoren absprechen und in neue Führer einarbeiten. Außerdem möchten wir auf das Projekt aufmerksam machen, Leute dazu bringen, Ecopoint auszuprobieren und Lust darauf machen. Uns ist es auch wichtig, das Projekt wirklich als Community Projekt umzusetzen.Das bedeutet, dass nicht nur wir daran arbeiten, sondern, dass alle, die Ecopoint mal ausprobieren und diese Reise mit uns unternehmen möchten, dabei sein können. 

Für mich ist es auch wirklich eine Umstellung, wenn man eigentlich gewohnt war, mit dem Auto zum Fels zu fahren. Das ist dann eben doch etwas anderes, wenn man auf einmal auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreift. Diese sind vor allem nicht überall gut ausgebaut. Das umzusetzen ist eben auch eher ein Prozess, als ein Wechsel von heute auf morgen. Ich glaube, es ist sehr hilfreich, wenn man dabei nicht alleine ist, sondern mit verschiedenen Leuten im Austausch ist. Deshalb ist das Ganze auch als Community Projekt gedacht.

Seit wann gibt es dieses Projekt?

Nadja Hempel aus Nürnberg und ich haben letztes Jahr im Januar diese Initiative gestartet und uns seitdem öfter getroffen. Mittlerweile arbeiten wir mit mehreren Partnern und Partnerinnen aus der Region zusammen und versuchen uns auch immer stärker zu vernetzen.

Und wie lange betreibst du Ecopoint selber schon?

Ich habe, glaube ich, meine ersten Ecopoint-Versuche 2018 gemacht. Davor konnte ich hauptsächlich bei Leuten mitfahren, um zum Klettern zu kommen. Bei Urlauben haben wir auch öfter versucht, das Auto nicht zu nutzen, sondern einfach vor Ort zum Fels zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Das ist ja auch schon mal ein super Anfang. Man sollte das auch gar nicht so schwarz und weiß sehen. Es geht ja leider nicht in allen Gebieten gut. Dann sind Mitfahrgelegenheiten sinnvoll. 

Wie hat Ecopoint dein Klettererlebnis generell verändert oder deinen Blick auf das Klettern?

Ich muss schon sagen, ich finde Ecopoint-Klettertage viel erfüllender. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich auch teilweise ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin oder ob es einfach diese gewisse Entschleunigung ist, die mit dem Ecopointen einhergeht. Aber ich fühle mich dabei einfach anders und habe draußen ein viel erfüllenderes Gesamterlebnis. Man muss nicht ins Auto steigen und ist nur by fair means unterwegs.

Das klingt toll! Wie genau kann man an dem Projekt teilnehmen?

Wir haben auf unserer Webseite www.ecopoint-frankenjura.de eine Fels-Sammlung, in der man Felsen in der fränkischen Schweiz registrieren kann. Dort trägt man den Fels ein, an dem man war, wie man dort hingekommen ist, wie oft man umsteigen musste, von wo aus man gestartet ist, wie lange es gedauert hat und bewertet die Anreise. Also ob es gut geht oder eher mühsam ist. Außerdem kann man in einem kurzen Text schreiben, ob das Ganze noch einen zusätzlichen Mehrwert hatte, ob man zum Beispiel noch einen Biobäcker, Badesee oder Gasthof unterwegs entdeckt hat. Beim Ecopointen nimmt man sich eben doch mehr Zeit und entdeckt oft Dinge, die man bei einer Anreise mit dem Auto gar nicht sehen würde.

Man kann also an dieser Datenbank mitarbeiten oder uns einfach eine Nachricht schreiben.Wir veranstalten außerdem dieses Jahr Ende Juni ein kleines “Get together”. Dort Können 30 Teilnehmer*innen im Ecopoint-Style anreisen, gemeinsam klettern und drei Tage lang zusammen ecopointen, Yoga machen und sich austauschen.

Wie kann man sich dafür anmelden?

Wir haben auf unserer Instagram-Seite einen Save the Date-Flyer. Die Anmeldung wird vermutlich ab April möglich sein.

Jetzt nochmal zurück zur praktischen Umsetzung beim Ecopoint. Welchen Tipp würdest du Leuten geben, die sagen: Ja, eigentlich ist es eine super Sache, aber irgendwie fehlt mir die Zeit dazu. Hast Du einen Tipp für einen guten Einstieg ?

Da hilft das Motto “Weniger ist mehr”. Man sollte sich bewusster Zeit fürs Klettern nehmen. Wenn man unbedingt noch am Dienstag um drei nach der Arbeit raus an den Fels fahren will, ist es vielleicht tatsächlich nicht so leicht, da für das Ecopointen einfach ein bisschen mehr Planungs- und Anreisezeit drauf geht. Ein besserer Einstieg wäre, sich den ganzen Samstag oder gleich das ganze Wochenende Zeit zu nehmen und die Tage so richtig auszunutzen und genießen, dass man den ganzen Tag in der Natur ist. Natürlich ist man nicht mehr ganz so flexibel oder kann nicht immer alles machen, aber es ist auf jeden Fall den Versuch wert, es mal so auszuprobieren. Man kann sich ja einfach mal mit Freunden verabreden und sagen “Hey, wir probieren es jetzt mal aus” und wenn es einem gar nicht gefällt, lässt man es eben wieder.

Hast du für uns grundsätzlich noch einen Tipp fürs Klettern? Etwas, was du viel zu spät gemerkt hast oder gelernt hast?

(Überlegt lange) Ich habe gelernt, dass die mentale Einstellung, wie ich an das Ganze rangehe, wirklich ein ganz großer Faktor ist - auch für den Klettererfolg. Wenn ich etwas Bestimmtes erzwingen möchte, läuft es zumeist sehr viel schlechter, als wenn ich recht offen bin für das, was beim Klettern passiert. Und tatsächlich finde ich, dass diese Offenheit oft auch durch Ecopoint spontan entstehen kann. Man hat einfach nicht die Einstellung, schnell mit dem Auto hinzufahren, um sein Projekt abzuknipsen. Das Motiv “Ich will die Natur genießen” ist ja immer präsent beim Klettern. Aber dieses Motiv ist, glaube ich, noch mal stärker beim Ecopointen und kann dafür sorgen, dass man erfüllter seine Touren klettern kann und sich gar nicht so diesen Stress oder Druck macht, die Route jetzt durchsteigen zu müssen. Da passiert es oft plötzlich von alleine. (lacht)

Eine letzte Frage - Worauf freust du dich dieses Jahr ganz besonders?

Tatsächlich freue ich mich auf eine Vielzahl kleiner Projekte im Ecopoint-Rahmen, die wir haben. Und dann freue ich mich ganz dolle auf den Frühling in der Fränkischen. Und auch darauf, die Gegend hier noch besser kennenzulernen – es gibt so viele kleine schöne Ecken zu entdecken!

Vielen Dank für Deine Antworten, Sofie! Wir wünschen Dir für Dein Ecopoint “Get together” ganz viel Erfolg!

Wenn ihr mehr über Sofie und ihre Projekte erfahren wollt, findet ihr hier ihre Instagram-Seite, hier alle Infos zu Ecopoint im Franknjura und hier die zugehörige Instagram-Seite!

Fotos: © Julian Bückers

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