Sichern des Nachsteigers mit MICRO TRAXION oder NANO TRAXION, Achtung, möglichst nicht stürzen
Die MICRO TRAXION und die NANO TRAXION sind keine Sicherungsgeräte. Sie sind für diesen Verwendungszweck weder ausgelegt noch zertifiziert. Aus praktischen Gründen werden sie dennoch hin und wieder zum Nachsichern eines Nachsteigers zum Standplatz eingesetzt. Petzl hat eine Reihe von Tests durchgeführt, um die Einschränkungen und Risiken dieser Technik zu verstehen.
Warnhinweis
- Lesen Sie die Gebrauchsanweisungen der Produkte, um die es in diesem Tech Tipp geht, aufmerksam durch, bevor Sie diesen zu Rate ziehen. Um diese Zusatzinformationen verstehen zu können, müssen Sie zuerst die in der Gebrauchsanweisung enthaltenen Informationen richtig verstanden haben.
- Die Beherrschung dieser Techniken setzt eine entsprechende Ausbildung und ein spezielles Training voraus. Prüfen Sie zusammen mit einem Profi, ob Sie in der Lage sind, den Vorgang alleine sicher zu wiederholen, bevor Sie ihn eigenständig durchführen.
- Wir geben Beispiele für die mit Ihrer Aktivität verbundenen Techniken. Möglicherweise gibt es noch andere Techniken, die hier nicht beschrieben werden.
Die Verwendung einer Umlenkrolle mit Rücklaufsperre zum Sichern eines Nachsteigers kann erwogen werden, wenn die Möglichkeit gegeben ist, das Seil oberhalb des Kletterers stets gestrafft zu halten und somit einen Sturz auszuschließen.
Der Sichernde muss in diesem Fall besonders wachsam sein, er muss während des Aufstiegs des Kletterers aufmerksam Seil einziehen, damit zwischen Fixpunkt und Kletterer kein Schlappseil entsteht.
Besonders in der Nähe des Fixpunktes und bei Seilmanövern am Standplatz kann sich schnell eine lose Schlaufe von 50 cm bilden. Bei jeder Bewegung des Kletterers ist äußerste Wachsamkeit geboten.
Achtung: Bei der Verwendung einer Umlenkrolle mit Rücklaufsperre zum Sichern eines Nachsteigers kann der Nachsteiger nicht effizient gesichert werden, falls er während des Klettern wieder absteigen möchte. Es ist ratsam, den Nachsteiger über die Verwendung dieser Sicherungstechnik und ihre Besonderheiten zu informieren, damit er möglichst vorsichtig klettert.
Bestimmte Situationen sind bei dieser Sicherungstechnik besonders schwierig zu handhaben und erhöhen das Risiko:
- Wenn der Nachsteiger Schwierigkeiten hat, einen Überhang zu klettern: Stürzt er und hängt frei im Seil, wird es sehr schwierig, ihn wieder sicher abzulassen. Der Sichernde sollte in diesem Fall erwägen, den Kletterer hochzuziehen, um ihm bei der Bewältigung dieser Passage zu helfen.
- Quergang am Ende einer Seillänge: Wenn die letzte Expressschlinge ausgehängt ist, besteht das Risiko eines Sturzes direkt in den Fixpunkt. Wenn das Seil bei der Fortbewegung des Kletterers richtig eingezogen wird, kommt es zu einem Pendelsturz.
- Mögliche Bewegungen während der Seilmanöver am Standplatz. Achtung: Der Nachsteiger darf auf keinen Fall bis zum Fixpunkt und/oder höher als die Umlenkrolle mit Rücklaufsperre klettern.
Durchgeführte Tests, um die Risiken dieser Technik besser zu verstehen:
Die Sturztests wurden mit einem flexiblen (mit dem Verhalten des menschlichen Körpers vergleichbaren) Probekörper durchgeführt. Achtung: Die Ergebnisse dieser Tests sind ausschließlich als Richtwerte zu verstehen; durch verschiedene Faktoren könnten sich die Ergebnisse verschlechtern. Stürze sollten generell unbedingt vermieden werden.
Hinweis: Während dieser Tests ist es zu einem einzigen kompletten Seilriss an einem stark abgenutzten Seil gekommen (rot markiertes Ergebnis). Die orange markierten Ergebnisse stehen für den Riss des Seilmantels und ein oder mehrere durchtrennte Kernzwirne, was bereits eine besonders gefährliche Situation für den Kletterer darstellt.
Messung der kritischen Sturzhöhe entsprechend dem Gewicht des Kletterers.
Mit Sturzfaktor 1 an einem neuen VOLTA GUIDE 9 mm Seil durchgeführter Test.
Vergleich bei Sturzfaktor 1 an einem Halbseilstrang eines neuen PASO 7,7 mm.
Vergleich der Ergebnisse bei Verwendung eines abgenutzten Seils
Achtung: Das Verhalten von abgenutzten Seilen (Abnutzungsgrad, Art der Abnutzung) ist nicht wiederholbar. Die Ergebnisse sind als Richtwerte zu verstehen (die Tests wurden mit einem stark abgenutzten Seil am Ende der Lebensdauer durchgeführt).
Man sollte wissen, dass bei dieser Technik ein abgenutztes Seil eine noch größere Wachsamkeit erfordert als ein neues Seil. (Im Gegensatz zum Bremsvorgang beim Abseilen, bei dem ein neues Seil oftmals rutschiger ist.)
Tests bei einem Pendelsturz
Bei einem Quergang am Ende der Seillänge kann das Pendelrisiko nicht ausgeschlossen werden.
Die Tests wurden in einem realistischen Szenario bei einem Sturz in ein 2 m langes Seil durchgeführt. Der Kletterer befindet sich in 1,80 m Entfernung vom Fixpunkt auf gleicher Höhe.
Die Tests wurden ausschließlich mit einem neuen Seil durchgeführt.