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Freie Begehung der Muir Wall am El Capitan

Vom 25. - 30.4.17 konnten Silvan Schüpbach und Dimitri Vogt die Route Muir Wall freiklettern. Während 6 Tagen in der 1000m hohen Wand des El Capitans, kletterten die beiden Schweizer alle 33 Seillängen bis 5.13c (8a+) frei. Die Muir Wall gilt als sehr anspruchsvolle Route. Der glatte, abschüssige Fels des El Capitans verlangt nicht nur entsprechende Fingerkraft, sondern auch eine ausgefeilte Technik und eine gute Moral. Die Route wurde 2001 zum ersten Mal von Tommy Caldwell und Nick Sagar freigeklettert. Seitdem gelang dies nur ganz wenigen Seilschaften, obwohl es sich um eine sehr ästhetische und offensichtliche Route in der 1000m hohen Wand handelt.

10 Mai 2017

Escalade grande voie

Biwak in der Muir Wal

Spielt das Wetter mit?

Die ersten Tage sind nass und kalt und die Bedingungen zum Klettern miserabel. Wir vertreiben uns die Zeit mit Kaffee trinken, Herr der Ringe lesen und Hangboarden. Die Entscheidung, welche Route wir versuchen wollen fällt uns schwer. Immer wieder beobachten wir die Granitwand des El Capitan und versuchen herauszufinden, welche Route abgesehen von der Dawn Wall (welche immer trocken aussieht), wohl am schnellsten trocknen könnte. Schliesslich entscheiden wir uns für die Muir Wall, welche im höchsten Teil der Wand auf der linken Seite der Nase hinauf führt. Ein kurzes Schönwetterfenster erlaubt uns den unteren und mittleren Teil der Route auszuchecken und an zwei Orten Wasser und Essen zu deponieren. Nun wird das Wetter definitiv besser. Als Vorbereitung und Übung klettern wir „The Nose“ in zwei Tagen und somit meine erste Big Wall Route überhaupt. Auf dem Gipfel übernachten wir noch einmal, um am nächsten Tag die letzte harte Länge der Muir Wall anzuschauen.

Muir Wall - Dimitri Vogt

Wer sich die Muir Wall vornimmt braucht eine gute Technik und starke Nerven

Das Wetter bleibt gut und nach ein paar tagen Erholung mit Bouldern im Camp 4 befinden wir uns wieder am Einstieg der Muir Wall mit dem Ziel, alle Seillängen bis zum Top freizuklettern. Alles verläuft einwandfrei und wir kommen bis zu unserem ersten geplanten Biwak-Platz. Am nächsten Tag werden wir durch Regentropfen geweckt und befinden uns in einer Wolke. Um keine Zeit zu verlieren klettern wir trotzdem und üben die technischen Züge der nächsten Verschneidung namens Silverfishcorner. Diese Seillänge ist die Härteste der ganzen route und verlangt sehr viel Willenskraft und vertrauen auf kleinen Tritten. Zudem ist es fast unmöglich, sich die genaue Griff und Trittabfolge merken zu können. Das üben hat sich ausgezahlt, denn am nächsten Tag schaffen wir beide die Seillänge auf anhieb. Dieser Erfolg gibt uns Ansporn, und auch mit dem nächsten tricky Plattenquergang machen wir kurzen Prozess. Ein Chimney folgt, welches ich zuerst verkehrt herum versuche und scheitere. Nachdem ich Silvan zugeschaut habe gelingt es mir mit etwas stöhnen. Nach einer kurzen Boulderpassage folgt ein 40m langer Piatz-Riss, welchen wir mit ziemlich übersäuerten Unterarmen aussteigen. Die Burritos zum Abendessen und das gemütliche Portaledge bewirken jedoch Wunder und am nächten Tag fühlen wir uns bereit für weitere Hürden.

Muir Wall - Silvan Schüpbach

Der Gipfel ist nun greifbar nahe

Lose und sandige Schuppen führen uns zu „The Shaft“, einem 60m langen Chimney, welches sich gegen oben immer weiter öffnet und abdrängend wird. Mit blutenden Knien und zerschundenem Rücken und Finger entkommen wir dem Schlund dieses Ungeheuers. Am Abend kriechen wir müde in unsere Schlafsäcke. Der nächste Tag bringt zwei schöne Quergänge an Chickenheads, welche uns Europäer und Hallenkletterer sehr entgegen kommen und uns das Ungeheuer von Gestern schnell vergessen lassen. Zwei Seillängen vor dem Top werden wir nochmals mit einer Harten Verschneidung getestet. Der Wille und die Motivation, bald auf dem Gipfel zu stehen sind gross und auch diese letzte harte Länge hält uns nicht mehr lange auf. Wir haben es geschafft! Die Freude ist gross! Mit dem Überschüssigen Wasser nehmen wir eine Kopfdusche und machen uns dann auf den Weg ins Tal.

El Capitan - Muir Wall - Dimitri und Silvan

Nach einer richtigen Dusche, vielen Burgern und Pizzen, beschliessen wir das noch immer relativ gute Wetter auszunutzen und gleich die nächste Route in Angriff zu nehmen. Acht Tage bleiben uns, um alle Seillängen von Zodiac freizuklettern. Viele harte Längen gelingen, doch am Ende waren wir doch zu erschöpft, um die Ganze route ground up freiklettern zu können. Trotzdem hatten wir eine Menge Spass und genossen sehr die weiteren Tage in der Wand. Nach dieser Aktion war die Zeit reif sich vom Yosemite zu verabschieden und wieder in die Schweiz zurück zu kehren.

Ciao El Capitan, hoffentlich bis bald!

Silvan Schüpbach (34) ist Kletterlehrer und besucht das Yosemite Valley bereits zum dritten Mal. Der erfahrene Bigwall Kletterer aus Thun arbeitet beim Schweizer Alpen-Club (SAC)

www.slack-line.ch

Dimitri Vogt (20) ist Mitglied im Nationalkader Swiss Climbing des SAC. Das junge Talent hat mit seinem ersten Bigwall die Messlatte hoch gesetzt! Der angehende Geologiestudent wohnt in Worben (BE).

Sponsoren

Petzl, Scarpa, Lowa, Exped, R'ADYS, Wild Country Friends

Text: Dimitri Vogt

Fotos: Silvan Schüpbach, Dimitri Vogt

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