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Hängemattenbiwak im 120m Überhang: Solo am Monte Brento

Petzl-Athlet Xari Mayr aus Garmisch ist im November 2017 am Monte Brento eine Solobegehung der "Via Vertigine" gelungen. Zwei Tage benötigte er für die 1000 Meter hohe und 120 Meter überhängende Wand mit Schwierigkeiten bis zu VI+ A2. Wir haben bei Xari nachgefragt, wie er so einen überhängenden Bigwall solo klettern konnte - und wie er die Nacht da oben verbracht hat.

5 Dezember 2017

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Bigwall am Monte Brento: Die 30 Seillängen der "Via Vertigine" im Überblick

Die "Via Vertigine" am Monte Brento verläuft sehr direkt mitten durch die steile Wand, die mächtig über dem Sarcatal thront und Xari immer wieder in ihren Bann gezogen hat. Der untere, graue Wandteil bietet auf 400 Meter Wandhöhe plattige Freikletterei. In der Headwall, die auf 600 Meter Höhe 120 Meter überhängt, wartet der Hauptspaß: Unzählige Dächer und Überhänge, die in technischer Kletterei überwunden werden müssen.


Mit dem ersten Sonnenlicht und Verpflegung für 2,5 Tage steigt Xari am 1. November 2017 in die Route. Nach dem Vorbau beginnt die technische Kletterei. Von den sechzehn Seillängen der Headwall schafft Xari am ersten Tag noch sechs. Die Nacht verbringt er halb liegend, halb sitzend etwas exponiert in einer kleinen Hängematte.

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Nachtlager in der Hängematte am Monte Brento in der "Via Vertigine"

Der zweite Tag vergeht wie im Flug. Klettern, Abseilen, Standplatz abbauen und wieder hoch jumarn. Nächste Seillänge. Die kurzen Tage zu dieser Jahreszeit sorgen dafür, dass es im Schein der Stirnlampe in den Endspurt geht. Mit blutigen Fingernägeln und aufgeplatzten Blasen an den Händen steigt Xari um 21:40 Uhr des zweiten Tages aus der Wand aus und freut sich endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
 

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Blick voraus auf die folgenden Dächer der "Via Vertigine" an der Monte Brento Ostwand

 

Wir haben Xari nach der Begehung gefragt, wie er sich bei seinem Solo gesichert hat:

 

Xari, womit hast du gesichert? Mit einem modifizierten Grigri?
Genau, für meine Rope Solos verwende ich zum Sichern ein modifiziertes Grigri 1.
 
Wie bist du beim Abseilen zum Abbau der Seillänge wieder an den Stand gekommen?
Ich hab mich in der Regel über mein Kletterseil wieder abgeseilt, außer in den sehr steilen Dachlängen, da hab ich mich über die Haulline zum Stand abgeseilt. Die vielen Dachquerungen bin ich wieder zurückgeklettert.

Was wäre gewesen, wenn du weder vor noch zurück gekommen wärst? Die Bergrettung kann in so überhängendem Gelände ja auch höchstens von unten kommen (wenn überhaupt...)?
Ups, ich dachte die Bergrettung kann mich immer retten? :) Nein Scherz. Im Vorbau wäre ein Rückzug kein Act.
Aber die Headwall ist eine große Einbahnstraße, da sollte besser nichts passieren. In der Mitte der Headwall kreuzt die Route "Universo Giallo" die "Via Vertigine", über die rechnete ich mir im Falle eines Falles gute Rückzugschancen aus, ich kannte die Route und die hat nicht so viele steile Dächer und verläuft realtiv gerade, ohne große Querungen.
 
Was hast du alles runtergeschmissen?
Man hört ja, dass manche sogar Ihre Leitern runterwerfen, gell Thomas? :) Mir ist zum Glück nichts runtergefallen.

Wie hast du die flachen Einstiegsseillängen gesichert?
Ich bin zuerst gesichert hochgeklettert und hab dann das Seil am Stand fixiert. Dann bin ich zum letzten Stand zurück geseilt, hab den Haulbag geschultert und bin am Kletterseil mit den Steigklemmen wieder aufgestiegen. Im Vorbau hab ich nicht gehault, weil es dort dafür zu flach ist.
 

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Modifiziertes Grigri von Xari Mayr für die Solobegehung der "Via Vertigine"

Zwei Wochen nach seiner Solo-Begehnung war Xari übrigens nochmal mit einem Freund in der Tour, diesmal als Seilschaft. Sie haben versucht ein bisschen Gas zu geben - heraus kam eine Zeit von 7:10 Stunden für die Teambegehung.

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