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Exploring Alaska

Als Dave, der Nationalpark-Ranger seine Kamera zückt, ist eigent¬lich alles klar. Wir waren in die Alaska Range gekommen um auf Andi Orglers Spuren zu wandeln. Ab Ende der `80er Jahre hatte dieser mit wechselnden Partnern der Ruth Gorge, einer unfassbar beeindruckenden Schlucht aus Fels und Eis, buchstäblich seinen Stempel aufgedrückt. Bereits bei seinem ersten Besuch 1987 er¬kannte Andi das enorme Potenzial dieser Region. Die steilen, bis zu 1800 Hm hohen Wände mit herausragendem kombiniertem Gelände waren genau nach seinem Geschmack. Und so kam es, dass er in den Folgejahren stets den Weg hierher zurück fand und eine überaus beeindruckende Sammlung an stattlichen Erstbegehungen hinterließ.

23 August 2016

Bergsteigen

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel

Knapp 30 Jahre später hat sich an der dortigen Faszination nicht viel geändert und es waren wohl sehr ähnliche Motivationen, die uns in den Flieger nach Anchorage steigen ließen. Christoph hatte mich vor gut einem halben Jahr begeistert gefragt, ob ich nicht interessiert sei an einer Reise in die Ruth Gorge. Seit mehr als zehn Jahren wolle er da schon hin, meinte er. Bis auf einige klang­volle Namen wie den Mooses Tooth, den Moonflower Buttress oder den Denali höchstpersönlich hatte ich noch nicht wirklich einen guten Durchblick. Doch nach etwas Recherche war ich schnell infiziert.

Durch Tobi und Michi war das Team schnell komplettiert, doch leider hatte der liebe Wettergott einen sehr hinterrücksen Plan mit uns vor. Angekommen in Talkeetna, dem Ausgangspunkt der Flü­ge auf den Gletscher und letzte, kleine Bastion vor der in die Höhe strotzenden Alaska Range, kamen uns am Bunkhouse, einem Prit­schenlager neben der Landebahn, bereits die ersten dehydrierten Gestalten entgegen. Sie seien schon heute, eine Woche früher als geplant, wieder aus der Ruth Gorge zurück geflogen. Viel zu warm sei es dort, und von Eis in den Nordwänden könne keine Rede mehr sein.

Das machte uns etwas stutzig und als Dave, der bereits erwähnte Ranger anschließend noch seine Kamera zückte um uns tages-ak­tuelle Bilder aus der Gorge zu zeigen, waren unsere in Gedanken seit Wochen gewachsenen Pläne mit einem Mal dahin geschmol­zen.

Doch einer der vielen Pluspunkte der Region rund um den höchs­ten Berg Nordamerikas ist zweifelsohne ihre Vielfältigkeit. Denn im Moment der Ernüchterung machte uns Dave sofort auf den höher gelegenen Kahiltna Glacier und die umliegenden Berge

aufmerksam. Vom Camp wäre man schnell am Mount Foraker, sowie in der East Fork und der Region um den Thunder Mountain. Ganz zu schweigen vom alles überragenden Mount Hunter und dessen North-West-Buttress, der quasi direkt über dem dortigen Basecamp throne. Auch hiervon hatte Dave Bilder im Gepäck, denn er hatte heute einen Rundflug für den Nationalpark-Service unter­nommen. Und siehe da, was wir hier zu sehen bekamen war doch deutlich weißer, eisiger und dementsprechend ansprechender, als die kahlen, nassen Felswände aus der Ruth Gorge.

Nach einem Extratag Recherche in der großen Toposammlung der Rangerstation flogen wir also endlich ins Gebiet und zwar Richtung Kahiltna Glacier. 150kg Gepäck inklusive. Vor Ort waren wir in der Tat überwältigt. Eine unglaubliche Schönheit um uns herum und die Tatsache im Genick, dass wir uns hier für die nächsten vier Wo­chen vergnügen werden dürfen.

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph HummelPetzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel

Wir bauten unser Deluxe-Basecamp auf und richteten uns ein. Der große Dome war seine Anschaffung wert, denn mit dem eigens integrierten Teppichboden waren wir definitiv die Könige im Lager. Der nötige Futtervorrat und die Solarstation taten noch ihr Übriges und so konnten wir dem ein oder anderen Ruhetag bei Schlecht­wetter guten Gewissens entgegenblicken.

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph HummelPetzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel

Tag zwei nach der Ankunft wurde zum ersten Klettertag. Team eins war am Mini Moonflower North Coloir (50-70º Alpine Ice) unterwegs, Team zwei in Bacon and Eggs (WI 4) am Micro Moon­flower gleich daneben. Beides sind super Eistouren mit moderaten Schwierigkeiten. Das North Coloir hat eine etwas knifflige Einzel­stelle ca. auf Coloir-Mitte.

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel_Mini Mooflower North Coloir_Bacon and EggsPetzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel

Zwei Tage später folgte eine Begehung von Michi und Tobi an der klassischen Southwest Ridge des Mount Frances. Sehr schöne Tour mit etwas spannendem Abstieg über die East-Ridge. Vorsicht auf Spalten und Überwächtung am Grat.

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel_Mount Frances West RidgePetzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel

Christoph und ich kletterten anschließend ein Mixed Coloir an der Südost-Seite desselben Berges (ca. M 4-5), stiegen über die fol­gende Schneeflanke weiter zum Gipfel und wählten denselben Weg wieder als Abstieg. Möglicherweise eine bessere Option, als die sehr zerklüftete East-Ridge.

Anschließend kletterten Michi und Tobi am Peak 12.200 eine Linie am zentralen, offensichtlichen Pfeiler und nutzten ebenfalls den Aufstieg als Abstieg.

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel_Mount Frances SüdseitePetzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel_Peak 12.200

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel

Das Wetter war lange Zeit zu unbeständig gewesen, als dass die großen Ziele eine Option für uns gewesen wären, was uns zu ent­spannten Tagen im Basecamp zwang.

Nun schaute es aber mal für zwei Tage ganz passabel aus, und so kletterten Tobi, Michi und Christoph eine Linie am Peak 13.790 in der East Fork.

Petzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel_Peak 13.790_East ForkPetzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel_Peak 13.790_East ForkPetzl_Alaska_Julian Bueckers_Christoph Hummel_Peak 13.790_East Fork

Sie stießen im felsigen Mittelteil über sieben Seillängen auf Schwierigkeiten im Bereich M6, AI5. Nach einem Biwak auf dem Pfeilerkopf ging es am Folgetag mit leichtem Gepäck auf modera­tem Mixed-Gelände zum Gipfel und anschließend auf derselben Route wieder zurück.

Sie stießen im felsigen Mittelteil über sieben Seillängen auf Schwierigkeiten im Bereich M6, AI5. Nach einem Biwak auf dem Pfeilerkopf ging es am Folgetag mit leichtem Gepäck auf modera­tem Mixed-Gelände zum Gipfel und anschließend auf derselben Route wieder zurück.

In den folgenden verbleibenden zwei Wochen wurde das Wetter leider nicht mehr wirklich gut und die Stimmung dementsprechend trüber. Gerne hätten wir einen Versuch an Hunter oder Foraker gemacht, der Wettergott hatte es aber leider auf dieser Reise nicht wirklich gut mit uns gemeint.

Ist aber nicht weiter schlimm, denn so ist das im Gebirge und wir freuen uns darauf hierher zurück zu kommen. Ob in die Ruth Gorge oder auf den Kahiltna Glacier ist ganz egal. Ziele und Alternativen gibt es hier im Überfluss und so wird man hier stets mit einem tollen Abenteuer und einer super Zeit belohnt.

Text: Julian Bückers

Fotos: Julian Bückers, Christoph Hummel

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