Sturzfaktor und Fangstoß - Theorie - Petzl Deutschland
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Sturzfaktor und Fangstoß - Theorie

Fangstoß und Sturzfaktor sind zwei wichtige physikalische Faktoren bei Kletterstürzen. Um einen Klettersturz richtig zu verstehen, müssen wir uns ein Grundprinzip der Physik in Erinnerung rufen: Wenn ein Gegenstand herabfällt, nimmt er Energie auf.

Warnhinweis

  • Lesen Sie die Gebrauchsanweisungen der Produkte, um die es in diesem Tech Tipp geht, aufmerksam durch, bevor Sie diesen zu Rate ziehen. Um diese Zusatzinformationen verstehen zu können, müssen Sie zuerst die in der Gebrauchsanweisung enthaltenen Informationen richtig verstanden haben.
  • Die Beherrschung dieser Techniken setzt eine entsprechende Ausbildung und ein spezielles Training voraus. Prüfen Sie zusammen mit einem Profi, ob Sie in der Lage sind, den Vorgang alleine sicher zu wiederholen, bevor Sie ihn eigenständig durchführen.
  • Wir geben Beispiele für die mit Ihrer Aktivität verbundenen Techniken. Möglicherweise gibt es noch andere Techniken, die hier nicht beschrieben werden.

Fangstoß

Beim Halten eines Sturzes wird diese Energie durch die Dehnung des Seils, die Bewegung des Sichernden, den Körper des Kletterers usw. aufgenommen. Die Energie wird als Kraft auf die Sicherungskette übertragen. Dies ist der Fangstoß. Für den Kletterer ist es der Ruck, dem er beim Halten des Sturzes ausgesetzt ist.

Wir befassen uns häufig mit dem Fangstoß, der auf den Kletterer, den Sichernden und auf die Umlenkung ausgeübt wird.

Dieser Wert hat den Vorteil, alle wesentlichen bei der Aufnahme der Sturzenergie mitwirkenden Faktoren zu berücksichtigen: Seildehnung, Bewegung des Sichernden, Körper des Sichernden, Durchlauf des Seils durch das Gerät usw.

Der auf den Seilen angegebene Fangstoß entspricht dem bei standardisierten Testbedingungen mit einer Metallmasse (Kletterer) gemessenen maximalen Wert (Siehe Spaltensturz: Fangstoß - Normen).

Theoretischer Sturzfaktor

Der Sturzfaktor wird häufig verwendet, um die Härte eines Klettersturzes zu definieren.

Er liegt beim Klettern zwischen 0 und 2.

Abbildung theoretischer Sturzfaktor.

fth =

Sturzhöhe

Ausgegebenes Seil

fth = theoretischer Sturzfaktor

Sturzhöhe = Sturzhöhe des Kletterers

Ausgegebenes Seil = Länge des Seils zwischen dem Sichernden und dem Kletterer

Der Sturzfaktor entspricht dem Verhältnis zwischen der Sturzhöhe und der Länge des ausgegebenen Seils.

Beim Klettern ist die Härte des Sturzes nicht von der Sturzhöhe abhängig, denn je länger das Seil ist, desto größer ist die aufgenommene Sturzenergie.

Vergleich entsprechend der absorbierten Fallenergie.
Vergleich entsprechend der absorbierten Fallenergie.

In diesen beiden Beispielen erhöht sich die Härte des Sturzes. Die freie Sturzhöhe ist in beiden Fällen gleich. Die aufzunehmende Sturzenergie ist identisch, aber das System ist weniger dynamisch.

Beispiel 1

Ausgegebenes Seil = 10 m, Sturzhöhe = 4 m, daraus ergibt sich ein Sturzfaktor = 4/10 = 0,4.

Das ausgegebene Seil ist lang, die Energieaufnahme ist hoch. Die Sturz ist nicht sehr hart, der Fangstoß ist niedrig.

Beispiel 2

Ausgegebenes Seil = 2 m, Sturzhöhe = 4 m, daraus ergibt sich ein Sturzfaktor = 4/2 = 2.

Das ausgegebene Seil ist kurz, die Energieaufnahme ist gering. Der Sturz ist hart.

Mehr Informationen

Die Theorie sagt, je höher der Sturzfaktor ist, desto höher sind die auftretenden Kräfte. Das Verhältnis zwischen Härte des Sturzes und Sturzfaktor ist nur für dynamische Seile zutreffend. Je länger das Seil ist, desto mehr Energie kann es aufnehmen. Das Sturzfaktormodell ist eine vereinfachte Betrachtung, bei der wichtige Faktoren wie Seilreibung, Art des Sicherungsgeräts, Bewegung des Sichernden usw. nicht berücksichtigt werden. In den folgenden Abschnitten gehen wir auf den Einfluss einiger dieser Faktoren näher ein.


Tatsächlicher Sturzfaktor

Der theoretische Sturzfaktor berücksichtigt nicht die Reibung des Seils am Fels und in den Zwischensicherungen. Diese Reibung verhindert jedoch die Seildehnung über die gesamte Länge. Folglich nimmt nur ein Teil des Seils (effektiv ausgegebene Seillänge) die Sturzenergie auf. Daher müssen wir den tatsächlichen Sturzfaktor berücksichtigen. Daraus ist ersichtlich, dass sich der tatsächliche Sturzfaktor sehr schnell erhöhen kann, wenn der Kletterer nicht die notwendigen Vorkehrungen zur Vermeidung der Seilreibung trifft. In diesem Fall wird der Kletterer einem härteren Sturz ausgesetzt.

Abbildung tatsächlicher Sturzfaktor.

fr =

Sturzhöhe

Effektiv ausgegebenes Seil

Fr = tatsächlicher Sturzfaktor

Sturzhöhe = Sturzhöhe des Kletterers

Effektiv ausgegebenes Seil = tatsächlich arbeitendes Seil